Seit nunmehr sieben Jahren richtet das Bundesministerium für Bildung und Forschung jährlich ein thematisch wechselndes Wissenschaftsjahr aus. Der Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit steht im Mittelpunkt, wie auch der Wunsch, Jugendliche bereits in frühen Jahren für wissenschaftliche Themen gewinnen zu können. Ein gutes Vorhaben. Durchaus. 2006 war das Jahr der Informatik, das sicher an so manchem völlig unbemerkt vorbeizog. Das kann passieren. 2008 wird das Jahr der Mathematik. Man erkennt die Linie, das Ziel. Informatik, Mathematik. Klassische Studienthemen, Fachrichtungen, Einflüsse. Doch 2007? Was war nochmal 2007?
2007 war ein ganz besonderes Jahr, denn mit der Wahl des Themas gelang es, gleich ein Jahrhundert an Wissenschaftsjahren auf eines zu verdichten: Dieses Jahr war und ist das Jahr der Geisteswissenschaften. Nun könnten diese verschiedener nicht sein, wie selbst die Wikipedia durch ihre Aufzählung deutlich macht:
Der Wissenschaftsrat zählt […] 96 Fächer zu den Geisteswissenschaften. […] Zu den Sprachwissenschaften und Kulturwissenschaften zählen die alt- bzw. neusprachlichen Philologien, die sich der Sprache, Literatur und Landeskunde aller europäischen und außereuropäischen Länder und Kulturkreise widmen. Auch Philosophie, Religionswissenschaften, Geschichte, Archäologie und Kommunikationswissenschaften werden den Sprach- und Kulturwissenschaften zugerechnet. Sie gliedern sich in weitere Spezialdisziplinen. Neben den häufig vertretenen Fächern wie Germanistik, Anglistik und Romanistik gehören hierzu auch Gebiete wie Sinologie, Japanologie oder Afrikanistik. Weiterer Bestandteil des geisteswissenschaftlichen Fächerkanons sind die Kunstwissenschaft, Theaterwissenschaft, Filmwissenschaft und die Musikwissenschaften, ebenso die Studiengänge Bildende Kunst und Design, Jazzmusik und Kirchenmusik sowie Regie und Schauspiel.
Quelle: wikipedia.de
2007 war damit auch das Jahr der Ökonomie. Wer es schafft, Sprachwissenschaft, Archäologie und Jazzmusik in einem Stück abzuhandeln, der zeigt ein tiefes Verständnis der Materie, der Tatsache, dass eben doch alles miteinander verwandt ist, und einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen wie Zeit – Jahr ist Jahr – und Geld. Geld, darauf weist Ulrich Zabel in “Die Zeit” hin, spielt indes eine nicht unerhebliche Rolle bei den Wissenschaftsjahren: Siebenstellige Werbeetats werden vergeben, deren Ergebnis alles andere als überzeugen – Das diesjährige “ABC der Menschheit“, das uns ein “D wie Demokratie” vor dem Bundestag beschert, ist bestenfalls “L wie langweilig”. Der Rückblick 2007 zeigt eine trübe Sammlung typischer Veranstaltungen. Philosopie hier, Poetrey Slam da. That’s it. Aus den Augen, aus dem Sinn. Die Öffentlichkeit interagiert? Sicher. Nachhaltiges Interesse bei Jugendlichen? Auf jeden Fall. “Ich studier später Geisteswissenschaft”.
2008 wird also das Jahr der Mathematik, das bereits dieses Jahr mit einem mathematischen Adventskalender eingeläutet wird. Immerhin hat die Mathematik ein eigenes Jahr bekommen. Gratulation.
Null wie Ende.
Ts. Die Mathematiker bekommen ein eigenes Jahr? Die hatten bei uns nicht mal eigene Partys (Frauenmangel). *mecker*
😉
Aus der Warte ist das natürlich wieder gerechtfertigt. Aber gab es denn Partys bei den Geisteswissenschaftlern? Na, doch, bei uns schon. Und das ist schon eine sehr kleine Stichprobe 🙂
Aber hey: “Supermodel” Barbara studiert ja auch Mathematik. Da besteht ja Anlass zur Hoffnung auf gerechte Feier-Verteilung.