Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

Über | Links | Impressum

Powered by Genesis

Daniel Kehlmann empfiehlt: Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat

23. November 2007 by leitmedium

Nichtlesen wird salonfähig. Dabei standen die Zeichen anders: Titel wie Bücher. Alles, was man lesen muss. appelierten an das schlechte Gewissen des Nichtlesers , man ließ im Feuilleton die Literaturbesprechungen an sich vorbeiziehen und selbst das Berliner Stadtmagazin “Zitty” stellt in seiner aktuellen dem LESEN gewidmeten Ausgabe fest “Lesen macht schlau, schön und sexy.” (und druckt eine Kurzgeschichte auf dem Deckblatt ab). Nun wendet sich dieses Blatt.

Daniel Kehlmann, Autor des mittlerweile zum Klassiker gewordenen Buches “Die Vermessung der Welt“, stellt fest:

Denn, seien wir ehrlich: Das kulturelle Gespräch lebt immer auch vom Reden über Nichtgelesenes. Das Leben ist nicht unendlich, die eigene Disziplin nicht unbeschränkt, und Bildung bedeutet eben, auch Bescheid zu wissen über das, was man sich nicht selbst angeeignet hat. Das ist unvermeidbar und liegt in der Natur der Sache.
Quelle: Daniel Kehlmann in Heureka auf falter.at

Kehlmann muss wissen, worüber er schreibt, ist es gerade sein Buch, dass im Comic “Katz & Goldt” als ungelesenes Geschenk (jeder hat es, keiner liest es), ausgemacht wird. Nur konsequent erscheint damit Kehlmanns hinweis auf das neue Buch des französischen Literaturprofessors und Psychoanalytikers Pierre Bayard “Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat“.

Die Pointe an dieser Buchempfehlung liegt auf der Hand und Kehlmann nimmt sie natürlich mit:

[…] weswegen ich sein Buch nachdrücklich empfehle. Selbst habe ich es zwar noch nicht gelesen. Ich werde das aber – so die leere Versprechung, ohne die kein Gespräch über Bücher auskommt – bei nächster Gelegenheit nachholen.
Quelle: Daniel Kehlmann in Heureka auf falter.at

Aber ist man ehrlich: Es ist bald Weihnachten und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie statt eines in diesem Sinne Zivilisten-Buches ein Buch über das Nicht-Lesen zu schenken. Vielleicht die Vorlage für den nächsten literarischen “Katz & Goldt”.

Filed Under: Berlin, Kommunikation, Kultur, Kulturgeschichte, Literatur, Medien, Moderne, Philosophie, Rhetorik, Sprache, Wissenschaft

Trackbacks

  1. Und noch eines? Hartmut Winkler - Basiswissen Medien | leitmedium.de sagt:
    5. Februar 2008 um 7:43

    […] das Buch gelesen zu haben, (denn dennoch darüber zu sprechen, ist durchaus gesellschaftsfähig) immerhin aber dessen vorab veröffentlichte Einleitung, […]