Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

Über | Links | Impressum

Powered by Genesis

Google News beendet Copy&Paste. Oder?

4. September 2007 by leitmedium

Man kann es für eine kleine technische Änderung halten: Google News zeigt künftig Original-Texte von Nachrichtenagenturen. Doch es steckt mehr dahinter. Google News bietet keine eigenen redaktionellen Inhalte, sondern sammelt kontunierlich Inhalte von Nachrichtenportalen und sortiert diese automatisch nach Themen, so dass zu einer Überschrift mehrere verschiedene Versionen angeboten werden. Allein dies mag medientheoretisch interessant genug erscheinen, noch weitreichender jedoch ist der jetzt angebotene Verweis auf die Originalquelle.

Es mag kaum bestreitbar sein, dass das Internet die Halbwertszeit einer Nachricht extrem verkürzt hat. Im vermeintlichen Wettlauf gegen die Zeit findet auf den klassischen Nachrichtenportalen eine Kampf-Veröffentlichung hastig umgeschriebener Agentur-Meldungen statt, was zu einer kontinuierlichen inhaltlichen Annäherung der angeblich verschiedenen Seiten führt. Ob man Seite a oder Seite b aufruft – irgendwie scheint es zunehmend gleich. Nur selten werden Agenturmeldungen überprüft und als Anlass für eine längere Berichterstattung genutzt.

Da scheint es nur konsequent zu sein, gleich Agenturmeldungen zu veröffentlichen und mit der von Google angekündigten Duplikatsprüfung die jeweilige Originalnachricht – in den meisten Fällen also eine Agenturmeldung – zu präsentieren. Es scheint als Abgesang auf das ermüdende Abschreiben und Kopieren der Nachrichtenportale und den langweiligen Kampf um schnelle Veröffentlichungen. Doch Google selbst stellt heraus:

“Dieser Ansatz verbessert nicht nur die Qualität unserer Site für den Nutzer, sondern weist auch korrekt auf die harte Arbeit der Journalisten und Publisher hin, die eine Nachricht zuerst veröffentlicht haben.” Die Doubletten-Erkennung sei nicht auf das Material von Nachrichtenagenturen beschränkt, sondern könne auch auf andere Medienhäuser übertragen werden. Publisher, die selbst ein Nachrichtenangebot im Web betreiben, profitierten davon, dass Google News ihnen Anwender zuführe.
Quelle: heise.de

Also bleibt alles beim alten: Schneller bitte. Wer zuerst auf den Publizieren-Knopf drückt, hat gewonnen. Schade.

Filed Under: Druck, Google, Internet, Kommentar, Kommunikation, Kultur, Kulturgeschichte, Literatur, Medien