Eigentlich für sich spricht der Erfahrungsbericht des in São Paulo ansässigen Architekten Jorge Wilhelm über das bereits Ende letzten Jahres vom Bürgermeister verhängte komplette Verbot von Außenwerbung (Banner, Poster, Plakate). Die Elf-Millionen-Stadt wird endgültig von den teils überdimensionalen Flächen befreit und beginnt, ein völlig anderes Gesicht zu zeigen.
Ein wenig beneidenswert ist das schon, wenn man auch überlegen mag, ob es rechtens ist, ja nicht die (so die sicher amerikanische Argumentation) Meinungsfreiheit bedränge und (so die liberale Meinung) Arbeitsplätze vernichte oder überhaupt einfach falsch sei. Doch ganz ehrlich: Die Ruhe eines Stadtbilds ohne Eis-leckende Blondinen, glänzende Autos und Kinder im Glück klingt verlockend und unnereichbar anachronistisch zugleich. Sicher berechtigt ist der Hinweis Wilhelms, dass die Entscheidung ein nicht zu unterschätzendes Moment der Zurschaustellung von politischem Durchsetzungsvermögen trägt – Utopie hin oder her.
Einen Eindruck von den beeindruckenden Veränderungen im Stadtbild erhält man in der Foto-Sammlung von Tony de Marco.
Endlich mal gute Nachrichten! Sowas könnte ich mir hier auch irgendwie schön vorstellen. Es gibt viele alte Straßenzüge, die deutlich besser aussehen würden, wenn man mal die Fassade unter den ständig wechselnden Plakaten erneuern würde. Und an den Bushäuschen darf meinetwegen auch Werbung bleiben.
Man müsste vielleicht noch überlegen, wie man die vielen Plakatwände kreativ entsorgt – es handelt sich sicher um tonnenweise Holz, Papier und andere Materialien. Vielleicht ja eine Werbeburg vor den Toren der Stadt als neues “Altes Museum”.
Kann man ja Kunst draus machen, oder irgendwie sinnvoll recyceln. Irgendwie kann ich mir gut vorstellen, dass es Sao Paulo nicht gut tun würde, wenn das Werbeproblem in ein Müllproblem umgewandelt würde.