Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

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Amazon und Betascript-Publishing-Nachklapp

14. Oktober 2010 by leitmedium

Zwei Dinge noch zum vor kurzem hier veröffentlichten Bericht über Amazon und Betascript-Publishing:

1. Weitere Recherchen haben ergeben, dass Amazon hier nicht der einzige Anbieter ist. Eigentlich jeder Online-Buchhändler, der größere Kataloge führt, bietet auch die entsprechenden Bücher an – thalia.de, bol.de, lob.de usw. Hier ist das ISBN-System also der eigentliche Auslöser.

2. Amazon hat mit einiger Verzögerung auf eine Anfrage bei der Pressestelle auf etwas ungewöhnliche Art geantwortet:

“Sehr geehrter Herr Mierau,

der folgende Link mit Musterseiten und weiterführenden Links zum Thema könnte Sie interessieren:

Zweifelhafte „James Joyce“-Publikation mit Austriaca-Schwerpunkt”
Quelle: E-Mail von Amazon

Der Hinweis von Amazon-Seite ist insofern interessant, als es im besagten Artikel heißt:

“Kundenkonsens: „Amazon“ soll die umstrittene Bauernfängerei im Interesse seiner Kunden rasch beenden

Im Netz sind unter anderem nachfolgende Beiträge zu lesen, die nicht nur die Machart dieser Bücher kritisieren, die in ihren Titeln nicht darauf hinweisen, dass es nur Sammlungen gedruckter „Wikipedia“-Artikel sind, sondern mit mehr oder weniger Nachdruck fordern, dass Amazon diesen Bauernfängern ihre Hauptvertriebsplattform nimmt oder sie zumindest zwingt, im Buchtitel und auf dem Cover „Wikipedia“ als „Autor“ anzuführen, damit potentielle Kunden wissen, dass sie nur Sammlungen gedruckter „Wikipedia“-Artikel kaufen, von denen es bekanntlich aktuellere und bebilderte Versionen gratis im Netz gibt.”
Quelle:
http://members.aon.at/andreas.weigel/Bucher-LLC

Man ist sich der Problematik also durchaus bewusst, geht aber weiterhin nicht direkt auf Fragen nach Verwertungsketten, Verkaufszahlen und möglichen Sanktionen zum Kundenschutz ein. Schade.

Übrigens firmiert Alphascript/Betascript nund auch noch als “Editions Universitaires Europeennes”. Sehr nobel – und auch schon eine fünfstellige Publikationszahl. Diesmal auch mit nicht-englischsprachigen Titeln, die wohl teilweise durch automatische Übersetzungsprogramme gelaufen sind. Da freut sich der Dadaist.

Filed Under: Bibliothek, Internet, Kritik, Literatur, Medien, Moral, Übersetzung, Wirtschaft, Wissenschaft

Comments

  1. AndreasP says

    14. Oktober 2010 at 22:05

    Ich habe mich bei meinem Barsortiment Umbreit schon vor längerer Zeit über diesen Schrott im Katalog beschwert, leider ebenfalls vergeblich. Wenn nach einiger Zeit 95% dieses Mülls wieder bei den Barsortimenten, bei Amazon und den anderen Großbuchhändlern zurückgeht, werden die sich das schon nochmal anders überlegen.