Leitmedium

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Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

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Und noch eines? Hartmut Winkler – Basiswissen Medien

5. Februar 2008 by leitmedium

In den letzten Jahren ist die Anzahl der wissenschaftlichen Einführungen in Medientheorien stetig gewachsen. Einführung in die Medienkultur, Medientheorien, Medienwissen, etliche Begriffe und Buchtitel lassen die richtige Wahl des Buches schnell zum Glücksspiel werden. Während einige Originaltexte zusammenstellen und ggfls. knapp kommentieren, versuche sich andere an der strukturierten Wiedergabe und Klassifikation des wissenschaftlichen Diskurses.

Umso argwöhnischer betrachtet man daher Neuerscheinungen. Vor allem jene, die letztlich nicht mehr behaupten, als eine Einführung in Medientheorien zu sein. So auch Hartmut Winklers “Basiswissen Medien“, dessen Ankündigung er selbst vornimmt:

Was ist denn nun eigentlich ein Medium? Was muss man über Medien wissen? Gibt es so etwas wie ein
Basiswissen, das die Medienwissenschaften als Fach vom Alltagswissen unterscheidet? Was kann  man über Medien allgemein – nicht also über einzelne Medien – sagen?

Da die Medienwissenschaft ein relativ junges Fach ist, ist ein verbindlicher Bestand solcher Grundvorstellungen noch kaum formuliert. Und vor allem gibt es keinen Konsens: Wie in allen jungen  Fächern wird um die theoretische Basis durchaus gestritten. Von wenigen Klassikern abgesehen scheint es auf den ersten Blick kaum mehr als unterschiedliche Perspektiven zu geben.

Was das Fach allerdings vorzuweisen hat, ist eine große Zahl sehr interessanter Einzelmodelle. Da diese in den unterschiedlichsten Kontexten entwickelt worden sind, fallen auch sie weit auseinander. Das aber kann durchaus einen theoretischen Reichtum bedeuten; und es zeigt an, dass der Medienbegriff vielfältige innere Spannungen enthält.

Das erste Ziel des vorliegenden Buch ist es, von diesen Einzelmodellen und -begriffen möglichst viele aufzugreifen und in einer undogmatisch-pluralistischen Form darzustellen. Um den Mosaik-Charakter zu betonen, geht das Buch in Modulen vor: Pro Seite wird genau ein Modell, ein Stichwort oder ein Gedanke andiskutiert.
Quelle: Rohrpost

Ohne das Buch gelesen zu haben, (denn dennoch darüber zu sprechen, ist durchaus gesellschaftsfähig) immerhin aber dessen vorab veröffentlichte Einleitung, lässt sich überlegen, ob es tatsächlich nötig ist, noch ein Buch dieser Art auf den Markt für Einführungen in die Medientheorie zu drängen. Manch einer möge dies (sicher auch ohne dies Buch gelesen zu haben) vorab bezweifeln. Doch seit wann ist es der Maßstab für den Buchmarkt, besonders effizient mit der Anzahl an Veröffentlichungen zu einem Thema zu sein? Der Titel klingt trocken und sehr direkt auf den gestressten Student beliebiger Medien-Disziplin abzielend, der sich auch über die von Lorenz Engell und Claus Pias beigesteuerte Bewertung, inwiefern bestimmte Medientheorien “Konsens innerhalb der wissenschaftlichen Community” sind (ja, mit einem Punkte-System) und den Relevanz-Indikator freuen wird.

“Basiswissen Medien”, das klingt nach Bachelor. Das wiederum nach Kritik und sie könnte es auch sein, wenn man nicht zugestehen sollte, dass es auch ein Bedarf an eben solchen Zusammenstellungen von Theoriewerken gibt. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich das Studium nicht nur auf Sekundärliteratur dieser Art beschränkt, sondern diese ein Ausgangspunkt ist. Ein knappen Nachschlagewerk, Ideengeber. Ein kleines Buch unter vielen, dass genau dann richtig ist, wenn man es nach einiger weglegt und nur noch gelegentlich sich daran erinnert… Achja, es hat mir den Einstieg erleichtert. Jetzt aber doch die lange Version.

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