Es verbreitet Angst und Schrecken durch Abwesenheit. Wer hat schon noch eines, so ein Faxgerät. Diesen überdimensionierten Brotkasten mit seinen Pieptönen, knarrenden Rollen, pixeligem Display und rapide verbleichendem Thermopapier oder notorisch leerer Tonerpatrone. Man hat es nicht und man denkt auch nicht dran, bis man es braucht. Bis da dieses eine wichtige Schreiben ist, das per E-Mail nicht gesendet werden darf, per Brief zu langsam ist, eben per Fax geschickt werden soll.
So scheint es die Aufgabe des Fax-Gerätes zu sein, einem vorzuführen, dass man es eilig hat. Durch bloße Abwesenheit auf der einen und umständliche Bedienung auf der anderen Seite – wie kompetent so mancher Anwender doch in Bezug auf Übertragungsprotokolle wurde – unterstellt es schweigend: Du bist spät dran, jetzt brauchst Du mich und ich bin schwer zu finden. Soll man sich nun also ein Faxgerät zulegen? Ist es das, was es will? Für eine Versöhnung? Ein altes? Billiges? Muss nicht mal drucken können – nur verschicken. Nur zur Sicherheit. Man weiß ja nie.
Man weiß ja nie, aber man tut es nicht, denn der Kreislauf der Aufmerksamkeit sorgt dafür, nachdem man das Fax panisch vom Kopierladen um die Ecke für einen horrenden Betrag pro “Telefoneinheit” (ein scheinbar beliebig dehnbarer Allgemeinplatz) oder heimlich, die Anstellung riskierend, vom Arbeitsplatz aus versendet hat, sich der graue, knarrende Kasten wieder ausblendet und mit ruhiger Bestimmtheit auf seinen nächsten Anschlag durch Fehlen wartet.
Dabei versucht er durch peppige, wenn nicht poppige Zusatzfunktionen um Liebe zu buhlen: Einen Sudoku-Generator, ja das braucht man. Wenn schon kein Fax kommt, dann eben ein Ich-Fax mit Sudoku. Mit Lösung. Auf Wunsch. Klare Sache. Ja, beim Handy hat auch keiner daran geglaubt, eingebaute Kameras würden sich durchsetzen, aber Sudoku-Rätsel in Faxgeräten? So ein Handy, das kann man mit sich herumtragen, man kann es nicht nur, sondern tut es und hat die Notfallkamera gleich dabei. So ein Faxgerät passt nur schwer in die Manteltasche und so ist der Sudoku-Generator zu schweigender Einsamkeit verdammt. Doch genau diese materialistische Bewertung bereut der Nichtkäufer spätestens bei der nächsten dringenden Auftragsbestätigung. “Diesmal hole ich mir ein Fax” murmelt er auf dem Weg zum Kopierladen…