Vor kurzem wurde ich durch @tante aufmerksam auf den Eintrag “absaven” im Duden. Dazu wird erklärt:
a. (EDV-Jargon) sichern, speichern
b. (umgangssprachlich) genau absichern
Nun behaupte ich ganz unwissenschaftlich: So ziemlich genau niemand verwendet das Wort als “EDV-Jargon” oder gar umgangssprachlich. Google findet dazu knapp 1.400 Treffer. Unter den ersten die meisten in Bezug auf den Duden-Eintrag. Ich habe mich daher an die Duden-Pressestelle gewendet und gebeten, zu erklären, wie und warum so ein Wort in den Duden kommt. Nach einigen Tagen erhielt ich folgende Antwort aus der zuständigen Redaktion:
„Das Wort ist bei uns erstmals im Jahr 2000, und zwar in der zweiten Auflage des „Großen Fremdwörterbuchs“ verzeichnet. Im Internet findet man „absaven“ zwar nicht massenhaft, aber auch nicht ganz selten belegt. Es ist bei uns bisher nur in den Fremdwörterbüchern und im Duden online zu finden, der Rechtschreibduden oder auch das Duden-Universalwörterbuch kennen es nicht. Auch das weist darauf hin, dass es als eher fachsprachlich zu bewerten ist und in der Allgemeinsprache kaum vorkommt.“
Interessant ist, dass die Verbreitung in den eigenen Nachschlagewerken als Beleg für eine fachsprachliche Verwendung verargumentiert wird: Es findet sich nur online und im Fremdwörterbuch, daher ist es eher als Fachsprache zu bewerten. Eine genaue Antwort, wie es dieses Wort in den Kanon gefunden hat, gibt es also nicht. Interessant ist aber das Ersteintragungsjahr: Im März 2000 war die Dotcom-Blase in Deutschland auf dem Höhepunkt. Zu der Zeit waren das Netz und seine Möglichkeiten ein Medien-durchdringendes Thema. Auch für den Duden selbst zeichneten sich sicher kommende Veränderungen ab. Das Bedürfnis, mit der Zeit zu gehen, und neue digital geprägte Worte aufzunehmen, um auch weiterhin am Ball zu bleiben, scheint mir daher eine recht naheliegende Erklärung zu sein für die Tatsache, dass in diesem Jahr ein recht abstruses IT-nahes-Wort aufgenommen wurde. (Es gibt sicher unzählige andere.)
Ich habe leider vergessen, zu fragen, ob Worte auch wieder gestrichen werden können. Aber das wäre auch schade. Ich mag diese etwas schrulligen Störfaktoren im Duden, die zeigen, dass das Wörterbuch auch auf sehr subjektiven zeitgenössischen Entscheidungen beruht. Besonders schön ist es übrigens, sich “absaven” auf der Webseite vorlesen zu lassen (Klick auf das Lautsprechersymbol).
[Update]
Es kam noch der Hinweis, dass es im Song “Schiss” (2003) der Absoluten Beginner folgende Textstelle gibt:
Zu wissen, das, was heute da ist, vielleicht morgen weg
ist, ob das unser Planet oder n nicht abgesaveter Track ist.
Ja das ist die Sprache verändert sich – also zumindest gebräuchliche, “lebendige” Sprachen.
Und da diese Art von Institutionen dem Willen und Entscheidungen von Menschen unterliegen… damit ist alles gesagt.
Über so manche (un-)”menschliche” Entscheidung kann man nur den Kopf schütteln.
Hier die Antwort zu Ihrer Frage: http://www.duden.de/ueber_duden/wie-kommt-ein-wort-in-den-duden (zum Ende der Seite scrollen)
…, wann jedoch “absaven” veraltet ist kann wohl kaum jemand beantworten.
Danke für die Arbeit die Sie mit Ihrem Blog leisten, viele Ihrer Ansichten kann ich teilen.
Btw.: Frau Nuf ist schuld, dass Sie nun mit meinem Kommentar leben müssen.