Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

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Jetzt äußern sich auch noch stillende Mütter – wo kommen wir denn da hin?

2. März 2016 by leitmedium

Sehr geehrter Herr Jochen-Martin Gutsch,

gerade las ich einen Ihrer Artikel im Spiegel (derzeit online nur auf Blendle). Sie beklagen darin die Unverschämtheit von Müttern, sich dafür einzusetzen, in Cafés Stillen zu dürfen. Diese »neurotischen, wohlstandsverwöhnten Großstadtmütter« sind nach Ihrem Weltbild wahrscheinlich alle gerade damit beschäftigt, missgelaunt Kinder zu versorgen. Daher lassen Sie mich in der Zwischenzeit antworten.

Ihre Zeilen haben mich sehr verärgert und getroffen. Ich bin weder Mutter, noch wohne ich im Prenzlauer Berg, der es Ihnen offenbar sehr angetan hat. (Beim Lesen Ihres Textes  fragte ich mich, ob Sie eigentlich über Mütter oder einen Bezirk in Berlin schreiben.) Was ich jedoch bin: Stammgast in Berliner „Hipster“ Cafés. Ich gehöre genau zu der Zielgruppe dieser neuen Coffeeshops, in denen man Single Origins trinkt und überlegt, ob man nun auf deutsch oder englisch bestellen muss. Was ich auch bin: Vater von drei Kindern.

Um die Aufregung um das The Barn besser einzuordnen, lassen Sie uns mit der Vorgeschichte beginnen: Vor ein paar Jahren gab es eine größere Diskussion, als der Geschäftsführer des The Barn einen Poller in der neu eröffneten Filiale aufgestellt hatte, um Kinderwagen fernzuhalten. Als Vater fühlte ich mich getroffen, denn mir wurde signalisiert: Du nicht! Doch vielmehr widerte mich die inhärente Nachricht an, dass Mütter mit Kindern dem Laden fernbleiben sollten. Denn seien wir ehrlich: Mehr Frauen als Männer schieben Kinderwagen.

Was ist das Problem, wenn ein Café Mütter ausschließt? Es ist ein soziales Signal. Es geht um den Ausschluss an gesellschaftlicher Teilhabe. Das wird sie verwundern, wo es doch so viele Cafés gibt. Aber darf Diskriminierung nur beklagt werden, wenn sie offen an vielen Orten gleichzeitig erfolgt? Wenn Sie ins Kino wollen und ihnen wird gesagt „mittelalte weiße Männer sind hier unerwünscht“, werden Sie dann nicht einen Artikel schreiben, um ihrem Unmut Luft zu machen und einfach das nächste Kino aufsuchen? Warum sollte man Ihnen den Zutritt verwehren, fragen Sie? Sie stören ja niemanden? Das ist richtig. Sie stören niemanden, weil sie gerade keine Erziehungsarbeit leisten, nicht ein Kind auf dem Arm haben und übermüdet einen Kaffee trinken wollen – in einem der besten Cafés in Berlin.

(Oh Schreck: eine Mutter, die es wagt, in einem Café zu stillen und umstehende Menschen belästigt)

Und wo wir beim „stören“ sind. Wen stören die stillenden Mütter denn eigentlich und warum? Ist es für Sie so unerträglich, eine Mutter zu sehen, die ein Kind mit der Brust stillt? Das tut mir leid, aber so funktioniert das nunmal. Wahrscheinlich stört sich niemand daran, in einem Café einen Playboy auszupacken, aber wenn eine Mutter ihre Brust zum Stillen rausholt, das ist wirklich zu viel des Guten. Brüste zum Stillen – wo kommen wir denn da hin?

Was mich aber wirklich betroffen macht, ist Ihr Stil, Herr Gutsch. Sie sind erbost, weil eine Frau es wagt, einen für sie diskriminierenden Zustand nicht hinzunehmen, die Stimme zu erheben und für Ihr Recht zu kämpfen. »Seid doch mal still« entgegnen Sie den Müttern und tun damit genau das, was Generationen von Männern vor Ihnen getan haben: Sie wollen Müttern das Recht nehmen, sich für ihre Belange einzusetzen. »Silencing« nennt sich diese Technik. Sie meistern sie mit Bravour.

Dass Sie noch nichts von der Stillbeauftragten im Deutschen Hebammenverband gehört haben, Herr Gutsch, ist kein Frevel. Auch ich habe von Ihnen noch nichts gehört. Aber es ist schön, zu sehen, wie Sie als Journalist nun auch diese Expertin kennen. Sie können sich mit Ihr austauschen, denn Sie haben offenbar ein paar wichtige Ansätze, »die Unfähigkeit, ein Alltagsproblem zu lösen« zu benennen und als Mann diesen überforderten Müttern zu erklären, wie sie verdammt noch mal ihre Plagegeister füttern, so dass der wichtige Teil der Gesellschaft von diesem widerlichen Akt nichts mitbekommt.

»Ich kann Ihre Enttäuschung natürlich verstehen, sehr geehrte Frau Spanke. Aber die meisten Menschen wären vermutlich einfach in ein anderes Café gegangen. In Prenzlauer Berg gibt es ja mehr Cafés als Holz im Wald.« schreiben Sie. Herr Gusch, was haben Sie eigentlich mit dem Prenzlauer Berg? Wussten Sie, dass das The Barn nur ganz knapp an der Grenze zu Mitte ist? Seien Sie froh, sonst hätten Sie nicht so schön über Prenzlauer Berg Mütter herziehen können. Aber was sind sie, diese Prenzlauer Berg Mütter? So wie Sie über diese Gruppe schreiben, ist es ein homogener Haufen undankbarer Frauen, die nichts besseres zu tun haben, als sich über ihren Wohlstand zu beklagen. Sie wollen gar eine „Busladung“ von ihnen „in andere Ecken der Welt“ schicken. Merken Sie eigentlich, wie Sie hier über Menschen schreiben? Sie behandeln Individuen wie ein Masse und sprechen Ihnen das Recht ab, sich zu äußern. Wie nennt man das eigentlich? Ach ja: Diskriminierung! Und übrigens: Wer sein Café in den Prenzlauer Berg setzt, sollte sich nicht wundern, wenn auch Menschen aus diesem Bezirk dort hingehen. Wer keine »Prenzlauer Berg Mütter« in seinem Lokal will, sollte vielleicht ein Café in Marzahn oder Charlottenburg aufmachen.

»Ich finde Ihr Verhalten ein wenig unsympathisch.« schreiben Sie. Ich hingegen finde Ihr Verhalten nicht nur ein wenig unsympathisch. Aber ich freue mich über ihre Entgleisung, denn sie zeigt Lexikon-reif, wie sehr Mütter auch heute noch herablassend behandelt werden und wie wichtig es ist, dass Mütter weiterhin darauf hinweisen, dass sie nicht allein hinter verschlossener Tür Kinder großziehen wollen. Es mag Ihnen weh tun, dass nicht zuletzt durch das Netz neue Formen des Protests möglich sind und Gruppen eine Stimme bekommen, die bisher nicht am Diskurs teilnehmen konnten. Jetzt müssen Sie diesen unsäglichen Müttern zuhören und vielleicht auch noch hinnehmen, dass sie ein paar Meter von Ihnen entfernt ein Kind stillen. Willkommen in 2016.

»Ich glaube, sehr geehrte Frau Spanke, es gab noch nie eine deutsche Müttergeneration, die um das Kinderkriegen, die Kinderbetreuung und die Kindererziehung so ein Bohei gemacht hat. Die so fordernd ist und gleichzeitig so verunsichert. Das macht das Zusammenleben oft ein bisschen schwierig.« Das ist Richtig, Herr Gutsch. Und das ist auch gut so. Es tut eben weh, wenn Menschen gegen Diskriminierung kämpfen und andere ein Stück vom Privilegien-Kuchen abgeben müssen. Wenn Sie eine stillende Mutter stört: Gehen Sie doch einfach in ein anderes Café! Es gibt doch so viele.

Ich gehe übrigens nicht mehr ins The Barn, Herr Gutsche. Weil ich nichts mit Menschen zu tun haben will, die Eltern diskriminieren. Meine Stimme werde ich dennoch erheben. Weil Menschen wie Sie mich aufregen.

Hochachtungsvoll,

Ihr Leitmedium.

  • Dafür steht er mit seinem guten Namen: Herr Hipp und die Pathologisierung des Selber-Kochens durch unfähige Mütter
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  • Was Boulevard-Berichte über (Selbst)Morde für Angehörige bedeuten – ein Beispiel

Filed Under: Allgemein

Comments

  1. hapax legomenon says

    2. März 2016 at 10:38

    @leitmedium Sorry, kann nicht anders: da ist ein Sie zuviel “Sie sind Sie erbost, weil eine Frau es wagt,”

    • Imke says

      9. März 2016 at 9:38

      Vielen, Vielen Dank für diesen Artikel! Ganau auf den Punkt gebracht!

  2. leitmedium says

    2. März 2016 at 10:38

    @DanielaKayB danke!

  3. leitmedium says

    2. März 2016 at 10:39

    @DanielaKayB kommt davon, wenn man nachts bloggt 🙂

  4. hapax legomenon says

    2. März 2016 at 10:39

    @leitmedium gerne 🙂

  5. Dirk Deimeke says

    2. März 2016 at 10:49

    Sehr gut Caspar!

  6. lebeliebelache says

    2. März 2016 at 10:55

    @leitmedium Danke!

  7. Anne Isakowitsch says

    2. März 2016 at 11:10

    Danke!

  8. Tobias says

    2. März 2016 at 11:16

    Silencing ist doof und Kinder jeden Alters gehören ins öffentliche Leben. Ganz klar, damit gehe ich völlig konform lieber Caspar!

    Nur eine Anmerkung: es gibt einen Gegentrend. Manche Mütter fühlen sich von Hebammen und Entbindungsstationen zum Stillen genötigt. Das haben wir kürzlich im Bekanntenkreis festgestellt, wo es mehrere junge Mütter bestätigten. Es wird vorausgesetzt, dass gute Mütter stillen. Wer anderer Meinung ist, ist eine schlechte Mutter. Bäm, gesilenced!

    • Vadder says

      2. März 2016 at 11:51

      Aber das hat doch gar nichts mit dem Thema zu tun, um das es hier geht. Ist das ein derailing Versuch? Jedenfalls bin ich als Vater froh, dass ich nicht der einzige bin, der es völlig normal findet wenn Mütter in der Öffentlichkeit stillen (und das wo ich doch schon unangenehm berührt bin, wenn jemand in der Öffentlichkeit weint. Das wäre mal etwas das verboten gehört – natürlich nicht, denn es ist mein Problem, und wenn ich damit ein Problem habe muss ich eben gehen)
      Ich möchte gerne auch in Zukunft, wenn meine Frau wieder stillt, sicher sein können, dass sie das überall und gerade in Cafés machen kann. Und ich würde noch weitergehen: Ich möchte dass es Pflicht wird in Cafés und Restaurants eine Wickelmöglichkeit für Kinder bereit zu halten. Die haben nämlich genau wie ihre Eltern Verdauung. Und das möchte man nun wirklich nicht am Tisch erledigen oder?

      • Tobias says

        2. März 2016 at 12:40

        Nein, das ist kein Entgleisungsversuch 😉 nur der Hinweis, dass stillende Mütter heute vielleicht weniger ein Problem haben, als nicht-stillende. Jedenfalls habe ich noch nicht erlebt, dass ein Stiller-Hasser seine Pöbelei ohne lautstarke Gegenargumente aus dem Publikum anbringen konnte. Das ist doch eine Scheindiskussion, oder nicht?

        • Vadder says

          2. März 2016 at 16:42

          Beide Diskussionen haben in meinen Augen ihre Berechtigung, berühren sich aber nur am Rande.

  9. Sven S Aus B says

    2. März 2016 at 11:32

    Stimmt….ich fühl mich auch immer diskriminiert, wenn ich beim Veganer um die Ecke mein Schnitzel bestelle…
    Mal im Ernst, geht’s nicht von beiden Seiten etwas gelassener?

  10. Caspar Clemens Mierau says

    2. März 2016 at 11:37

    Nein, geht es nicht.

  11. Tobias Mathes says

    2. März 2016 at 11:45

    Ich fand diesen Trend um “Stillen-in-der-Öffenlichkeit” schon peinlich für die Gegner als das vor n Jahren ein Thema in den USA war. Wirklich traurig finde ich, das diese Epidemie an Dummheit auch seinen Weg nach DE gefunden hat.

    • klinni says

      2. März 2016 at 12:42

      stimmt Tobias

  12. Susanne Mierau says

    2. März 2016 at 11:54

    Was für ein wirklich dummer Vergleich

  13. telesabbie says

    2. März 2016 at 11:59

    @leitmedium ?

  14. Madame Aurelia says

    2. März 2016 at 12:06

    @leitmedium vor 25 J. wurde ich schief angeschaut beim stillen in der Öffentlichkeit. Aber das es heute immer noch so ist, ist echt traurig!

  15. Frederik Funke says

    2. März 2016 at 12:14

    Ein sehr schoener Artikel. Der muss auch gar nicht sonderlich gelassen bleiben (obwohl er das ja tut).
    Ich hatte allerdings irgendwo mal gelesen, dass man nicht explizit die Mütter als Individuen (die dazu auch noch stillen koennten) fernhalten wollte (die kommen ja auch ohne Kinderwagen am Poller vorbei), sondern ein Café ohne Kindergeschrei, herumlaufende Kleinkinder usw.
    Meiner Beobachtung nach trifft man letztere Ereignisse ja wesentlich öfter an als stillende Mütter.
    Das ist von mir ganz wertungs- und beurteilungsfrei, wollte nur anmerken das so gelesen zu haben. Ich finde es zumindest nachvollziehbarer einen Ort ohne ‘schreiende Kinder’ schaffen zu wollen, wie man es sich auch im Kino/Flugzeug/Restaurant/usw wuenscht. Dennoch – mein persoenlicher Ansatz waere das nicht..

  16. Kiki says

    2. März 2016 at 12:17

    Ich könnte ja noch die augenzwinkernde Argumentation „wir möchten nicht, dass in unserem Café mitgebrachte Lebensmittelkonsumiert werden“ verstehen, aber stillende Mütter sind ja wohl an einem Ort, welcher der Nahrungsaufnahme dient, nicht halb so fehl am Platze wie diejenigen Menschen, die sich daran ernsthaft stören.

  17. Klaas Reese says

    2. März 2016 at 12:51

    @leitmedium Vielen Dank. (Was muss dieser Jochen-Martin Gutsch doch für ein Würstchen sein.) | @heinzkamke

  18. Nise Wilkiway says

    2. März 2016 at 12:53

    Hä?? Quite strange

  19. Anja Jözwiak says

    2. März 2016 at 12:54

    Beide Parteien gleich anstandslos in ihrer Rechthaberei.

  20. Patricia Cammarata says

    2. März 2016 at 12:58

    Ich möchte gerne sehen, wie man sich nicht als FleischesserIn diskriminiert fühlen würde, wenn man nicht mal den Veganer um die Ecke betreten dürfte, weil der Geschäftsführer es ekelhaft und unappetitlich findet, weil man selbst generell Fleisch isst.

  21. Lisa says

    2. März 2016 at 12:59

    Danke @leitmedium für deine Worte. Nebenbei finde ich, betreibt Herr Gutsche teilweise #mansplaining twitter.com/leitmedium/sta…

  22. Sylvia Wetzko says

    2. März 2016 at 13:01

    ?

  23. Sven S Aus B says

    2. März 2016 at 13:12

    Es ist doch kein Problem als Fleischesser geächtet zu werden und im Gegenzug den Veganer nicht zu mögen. Es ist auch in meinen Augen nicht diskriminierend, irgendwo aufgrund z.B. seiner Gewohnheiten und Marotten ausgeschlossen zu sein. Problematisch ist für mich dieses strikte Beharren darauf, jedem und allen seinen Lebensstil unbedingt mitteilen zu müssen und vor allem die Alternativlosigkeit des eigenen Lebensentwurfs zu betonen.

  24. Anja Constance Gaca says

    2. März 2016 at 13:14

    Stillen ist kein Lebensstil, sondern die für Menschenkinder angedachte und zumindest aus gesundheitlicher Sicht alternativlose Ernährungsform.

  25. Nise Wilkiway says

    2. März 2016 at 13:17

    Sven S Aus B , es ist doch keine Marotte oder lästige Gewohnheit sein Kind mit der vorgesehen Nahrung zu versorgen. Es ist stinknormal, selbstverständlich. Verkorkste Bürger wohin das Auge reicht…

  26. Nise Wilkiway says

    2. März 2016 at 13:17

    Anja Jözwiak , Rechthaberei?

  27. Sven S Aus B says

    2. März 2016 at 13:26

    Stillen ist kein Lebensstil, das ist richtig. Ich breche an der Stelle jetzt hier ab, weil es mir nicht um Pro oder Contra Stillen geht… Könnte ich Kindern die Brust geben, würde ich es sicher auch tun und fände das auch ganz natürlich. Ganz natürlich finde ich aber auch, dies in einer angenehmen Umgebung zu tun und nicht da, wo mir von vornherein mit Unverständnis und Ablehnung begegnet wird. Solche Orte würde ich meiden und mich nicht (wie in der Ausgangslage) noch dort ins Schaufenster setzen. Da wird die natürliche Nahrungsaufnahme zum Statement….und das finde ich dann eben unnötig.

  28. Nise Wilkiway says

    2. März 2016 at 13:27

    Es ist ein Café.. Das sollte als angenehme Umgebung durchgehen!

  29. Anja Constance Gaca says

    2. März 2016 at 13:30

    Und der Platz am Schaufenster könnte eher der Wunsch nach Tageslicht sein als sich zu exponieren. Kenne die Vorgeschichte nicht, aber wusste die Frau, dass The Barn diese Haltung hat? Ich kenne nicht den Verhaltenskodex jedes Cafes in Prenzlauer Berg…

  30. Anna Schmitz-Avila says

    2. März 2016 at 13:39

    Ausgerechnet ‘the Barn’, Brechmittel an provinzieller Bevormundung: wo man vor Jahren keinen Zucker bekam (vergleichbar mit keinen Parmesan auf die Fischpasta), weil er dem Kaffeearoma schadet. Filterkaffee gab es auch nur ohne Milch, selbst wenn man ihn 40 Jahre mit Milch getrunken hat. Was einst als guter Kaffee begann, ist nun just a fascho coffee roaster: einfach nicht hingehen!

  31. Sven S Aus B says

    2. März 2016 at 13:41

    Auf der Suche nach dem originalen Artikel stieß ich gerade auf eine ganze Reihe von Artikeln, die sich um dieses Thema drehen. Scheint ja ein Wespennest zu sein.
    Ich kann den Artikel jetzt nicht finden, aber ich erinnere, dass er ziemlich respektlos geschrieben war. Was ja Caspar Clemens Mierau auch meiner Meinung nach sehr richtig moniert hat.
    In dem Artikel war auch die Rede davon, dass the Barn wohl sehr deutlich macht, keine Kinder und Mütter bedienen zu wollen.
    Vielleicht nehmen wir alle mal unsere Kinder und gehen da was trinken 😉

  32. frolleinlinkerhand says

    2. März 2016 at 13:43

    @leitmedium großartiger Text!

  33. Anja Constance Gaca says

    2. März 2016 at 14:03

    Stimmt, wir sollten das Thema einfach bei einem Kaffee bei The Barn weiterdiskutieren. Für die Kinder bestellen wir dann einen Milchschaum;)

  34. Nani says

    2. März 2016 at 14:08

    So nebenbei der Cafename “barn” heißt im Norwegischen “Kind”. Und ich stille überall wo mein Kind grad Hunger hat und bis jetzt keine Probleme gehabt. Bin sogar mal von einem Cafechef verteidigt worden.

  35. Victoria says

    2. März 2016 at 14:16

    Danke für diese Worte. Zum Glück gibt es immer noch ein paar Leute mit Herz und Verstand, auch wenn man sie immer mehr suchen muss.
    Übrigens bin ich nicht der Meinung dass Kinder aus dem Flugzeug oder Restaurant fernzuhalten sind. (Orte an denen Kindergeschrei stört) Im Gegenteil, gerade deutsche Kinder sollten wieder mehr im Alltag auftauchen, denn was ist eine Gesellschaft wert die ihre Alten, Kranken und Kinder außerhalb der Sichtweite hält.
    Wenn die Gesellschaft wieder einen natürlichen Umgang mit Kindern erlernt hat, gibt es auch weniger Geschrei von Kindern weil sich dann nämlich ein Dorf um ein Kind kümmert. Das heißt man kann auch als Fremder mal ein weinendes Kind bespaßen, ablenken, etc. Einfach mal ausprobieren, zum Beispiel das Geschwisterkind des gestillt werdenden Babys. ?

  36. Anka says

    2. März 2016 at 14:34

    Hallo,

    ich muss jetzt unbedingt mal meine Erfahrung mit The Barn loswerden! Ich gehe auch weiterhin dort Kaffee trinken. Ich/wir waren schon mehrfach mit unserer Tochter (jetzt 21 Monate alt) dort, und bisher hat es niemanden gestört. Ich habe sogar ein Mal dort gestillt, natürlich (und wie immer) mit einem Tuch über dem Baby.

    Liebe Grüße,
    Anka

  37. nadrosia says

    2. März 2016 at 14:42

    @leitmedium Ein Café in Kopenhagen ↓ (Quelle: de.pinterest.com/pin/2272917309…)


  38. teresa bücker says

    2. März 2016 at 15:02

    @leitmedium Seriously, dem Spiegel fällt nicht Besseres ein, als so eine dämliche Meinung zum Thema abzudrucken?

  39. elisa says

    2. März 2016 at 15:26

    Die Grenze zu P’berg verläuft entlang der Choriner und Schwedter.
    Das The Barn befindet sich demzufolge in Mitte.Was man auch an der PLZ 10119 erkennt…
    Für den Autor des Texts, auf den hier Bezug genommen wurde;-)

  40. Roma Maria Mukherjee says

    2. März 2016 at 16:16

    @leitmedium Danke für den tollen Blogbeitrag! Habe ihn auf FB geteilt und sofort gab es Kommentare zum Fremdschämen.

  41. Lalilly says

    3. März 2016 at 0:28

    Vielen Dank für diesen tollen Artikel und die Unterstützung für stillende Frauen. Ich kann nichts hinzufügen, es ist eine rundum gelungene Antwort an Herrn Gutsch.

  42. Flinka007 says

    3. März 2016 at 8:59

    @leitmedium

  43. Vivi says

    3. März 2016 at 17:46

    “gestillt, natürlich (und wie immer) mit einem Tuch über dem Baby.”

    Dazu fallen mir nur zwei Dinge ein.

    https://scontent-fra3-1.xx.fbcdn.net/hphotos-xlf1/v/t1.0-9/1914516_967251873348524_1104914375677192172_n.jpg?oh=2876b4214464af696d8a48598744f9c6&oe=5767639E

    http://www.huffingtonpost.de/bunmi-laditan/stillen-in-der-offentlichkeit-so-machen-sies-richtig_b_5555523.html

    “Statistiken beweisen, dass Menschen sich gern in geschlossenen Räumen oder Höhlen aufhalten. Babys sind schließlich sowas wie unfertige Menschen, also trifft das auch auf sie zu. Ich persönlich nehme viele meiner Mahlzeiten unter einem locker drapierten Tuch in meinem Schlafzimmer ein und mir gefällt das ziemlich gut.”

  44. b. rustton says

    3. März 2016 at 21:22

    Kann es sein, das die Entblößung von Brüsten in der Öffentlichkeit der eigentliche Auslöser des Unwohlseins ist? Es ist ja doch irgendwie Teil der Intimsphäre, die der Umgebung preisgegeben wird. Und ich kann nachvollziehen, das davon einige Leute eher unangenehm berührt sind.

    Ohne Kind im Arm würden es besagte Mütter* bestimmt tunlichst vermeiden ihre Bluse zu lupfen. Weil ein Cafe eben kein Strand oder Rocker-Festival ist, wo nackte Haut und “flashen” von Brüsten der Normalzustand sind. Ich nehme an Leute wie Herr Gutsche hätte keine Probleme, wenn die Kinder mit Fläschchen gestillt werden.

    * ich wohne im PB und würde gerne mal wissen, wo angeblich die Massen an stillenden Müttern sein sollen. Ich sehe hier nie nackte Brüste!

    • Vadder says

      4. März 2016 at 13:07

      Also der Moment in dem beim Stillen die Brust der Mutter freiliegt ist nun wirklich so kurz, dass es kaum auffällt. Und ganz ehrlich? Stillen ist nichts sexuelles. Jedenfalls für die meisten Menschen nicht. Entsprechend wenig bin ich daran interessiert der entsprechenden Mutter auf die Brust zu starren um den Moment zu erhaschen, an dem das Kind aufhört zu trinken. Man kann dabei auch einfach mal diskret vorbei gucken.

  45. kleinkariert says

    7. März 2016 at 0:20

    hey toller Artikel!

    nur das mit dem Sie und sie und Ihren und ihren üben wir noch mal. (ich habe nicht mitegezählt, es war aber mind. 5x falsch..)

    LG

    • leitmedium says

      7. März 2016 at 11:36

      Toller Kommentar! Sie haben es geschafft, auf sehr wenig Platz sehr viele Fehler unterzubringen. Ich denke, Sie haben damit gewonnen! (Ansonsten nehme ich natürlich gern Fehermeldungen entgegen.)

  46. Reinhard Wilhelm says

    8. März 2016 at 8:44

    Wenn wir schon mal bei Diskriminierung sind, dann warte mal ab, wie das ist, wenn eine ehemals stillende Mutter, ob das öffentlich oder nicht öffentlich stattfindet, finde ich dabei belanglos, mit dem Kind, oder den Kindern verschwindet, dem Vater der eigenen Kinder jegliches Recht verwehrt, diese überhaupt wieder zu sehen und Du versucht etwas beim Familiengericht zu erreichen. Dann kannst Du erleben was menschenrechtsverletzende geschlechtsspezifische Diskriminierung ist. – Mal genau hinschaun, wer da mit welchen Mitteln, den Privilegien Kuchen verteidigt. – Viel seligen Spaß bei Kaffee und Kuchen, wo auch immer.

  47. Hanna says

    9. März 2016 at 11:19

    Danke für den Artikel! Ich bin tatsächlich eine von den stillenden Müttern und ich bin es wirklich leid blöd angesehen zu werden, wenn ich mein Kind stille. Wo soll ich die Kleine denn bitte sonst stillen? Draußen im Regen? An der Bushaltestelle? In der Umkleidekabine? Auf der Toilette? Oder zuhause im stillen Kämmerlein?
    Kinder brauchen Milch (ob Muttermilch oder Flaschenmilch ist mir egal, das muss jede Familie selbst entscheiden und klappen muss es ja auch). Aber ich will stillen, wenn die Kleine Hunger hat. So! Da gibt es auch nix zu sehen, außer ein Kind und eine Brust.

  48. Daniela says

    10. März 2016 at 22:18

    Danke für diesen Beitrag. Ich hab mich schon über Instagram kurz bedankt. Ich hab meinen Weg (in der Öffentlichkeit zu stillen) inzwischen gefunden. Die Energie und auch den Wortwitz hätte ich aber nie im Leben, es nach außen so zu transportieren. Es tut einfach gut es so zu lesen, ganz deutlich, ganz ausgesprochen. Ich bin wirklich dankbar dafür. Im Übrigen auch über Deine geteilten Erfahrungen zu Waldorf. Finde es macht einen großen Unterschied zu anderen Blogs. Du schreibst authentisch (andere teils auch, ok)- aber ich habe online ganz selten so eine Fokussierung aufs Wesentliche gelesen. Wesentlich und echt. Wesentlich und verletzlich. Ich hoffe ich darf das letzte so schreiben? Ich denke aber, dass das Letzte den großen Unterschied ausmacht. Das war jetzt ein bisschen off-topic, macht aber nichts.

    • leitmedium says

      12. März 2016 at 20:46

      Du darfst “verletzlich” schreiben, weil das fasst ganz gut zusammen, wie manche Artikel hier entstehen. Sie sind eine Mischung aus sehr persönlichen Erfahrungen und Gefühlen und daraus entstehenden Gedanken. Es freut mich, wenn das auch so bei Dir ankommt.

Trackbacks

  1. Neues aus Bloggerhausen Nr 4. - Mama notes sagt:
    4. März 2016 um 12:50

    Alle 14 Tage sammel ich schöne Blogtexte, um sie Euch im Bloggerhausen-Post zu zeigen. Und dann entdecke ich was auf der Arbeit, unterwegs und sonstwo und weiß nicht, wo und wie ich das speichern soll. Eigentlich könnte ich alles in pocket speichern… Next time. Trotzdem viel Spaß beim Lesen :)Blogger und andere Krankheiten 😉Du weißt, dass deine Frau eine Bloggerin ist, wenn… hat Dajana von Mit Kinderaugen letztens die Bloggerinnenmänner gefragt. Der hiesige Mann sagt: „Wenn man nicht essen darf, was auf dem Tisch steht, weil erst noch fotografiert werden muß“. Aber ich hab es Dajana vergessen zu erzählen. Dafür haben viele andere es ihr erzählt. Das mit der klappendern Tastatur käme bei uns auch hin.Wenn Kinder krank sind, ist es schon schlimm, aber wenn man selbst krank ist und Kinder hat, dann ist das wirklich fies. Blogprinzessin erging es wohl letztens so.Kündigung!Die Sache mit dem schlechten Gewissen kennen viele Eltern. Gerade heute habe ich noch einen Text geschrieben, der dem entgegen wirken soll. Knallhart ist da Lisa von Stadt Land Mama, die hat der Nervensäge nämlich fristlos gekündigt. Gute Idee, eigentlich.Menschen, Frauen Stillen und Gedöns„Die Frage, die wir uns aber als Gesellschaft ernsthaft stellen müssen, ist die nach der Grenzziehung – welche Bevölkerungsgruppen dürfen konsequenzlos ausgeschlossen werden? Mütter? Eltern mit Kindern? Flüchtlinge? Menschen mit Behinderung?“ Auf zehenspitzen mal wieder. Und die Frage führt Leitmedium konkret weiter, als Antwort auf einen dieser zahlreich unsäglichen Mütter- und Kinder diskriminierenen Texte: Jetzt äußern sich auch noch stillende Mütter – wo kommen wir denn da hin? Sehr gut auf den Punkt gebracht.Typisch Mädchen – typisch Jungs. Alles ganz natürlich. Oder? Cloudette bringt für viele einen irgendwie undurchschaubaren Sachverhalt mit 9 selbstgezeichneten Bildern auf den Punkt. Danke :)Das Herz auf dem rechten FleckUnd nun zu etwas ganz anderem: Lasst Euch für DKMS registrieren. Das geht so: „Auf der Seite der DKMS kann jeder schnell und unkompliziert ein Registrierungsset ordern, welches einem dann unkompliziert nach Hause geschickt wird. Mit dem darin enthaltenen Stäbchen nimmt man dann eine Speichelprobe aus der eigenen Mundhöhle und schon wird das Set wieder zurückgeschickt. Fertig. Die DKMS erfasst und speichert dann eure Gewebemerkmale, so dass sie weltweit für die Suche von Patienten zur Verfügung stehen.“ Danke an Leonie und Janina für die Aktion.Alle 14 Tage sammel ich schöne Blogtexte, um sie Euch im Bloggerhausen-Post zu zeigen. Und dann entdecke ich was auf der Arbeit, unterwegs und sonstwo und weiß nicht, wo und…

  2. julia sagt:
    5. März 2016 um 17:42


    Warum haben Frauen kein Recht darauf, überall ihre Babys zu stillen? Diese Frage entzürnt Medien, Web und hauptsächlich Berliner. Rausgeworfen. Vor die Tür gesetzt. Samt dreimonatigem Baby wurde Johanna in Berlin des Cafés verwiesen. Der Grund: Sie hat ihr Kind dort gestillt. So kommt es in den Medien zumindest rüber. Jetzt startete Johanna eine Petition, die das Stillen in der Öffentlichkeit unter Schutz stellen will.

    Mütter kommen aus dem stillen Kämmerlein
    Gerade vom hippen, Latte-Macchiato-Mütter-Berlin hört man immer wieder von uneinsichtigen und pöbelnden Cafés und Restaurants, die stillenden Müttern das Leben schwer machen. Vor allem dort hat Johanna mit ihrer Petition einen ganz schönen Wirbel ausgelöst. Da liest man von „neurotischen Wohlstandsmüttern“, von „gängiger Ausgrenzung aus der Gesellschaft“ und von „Brüste raus!“-Apellen. „Hast du schon gehört?“ mailt mir eine andere Mutter mit dem Link zur Petition. „Wie siehst du das eigentlich?“
    Pöbelfrei gesättigt
    Nunja, bisher sah ich das eigentlich ganz locker. Nun schwingt schon eher ein ungutes Gefühl mit, wenn ich beim nächsten Mal in der Öffentlichkeit blank ziehe. Was ich ja eigentlich gar nicht tue. Stillen außerhalb der eigenen vier Wände bedeutet ja nicht, seine Titten zur Schau zu stellen, sondern ein Kind zu ernähren. Und das mit dem gesündesten und praktischsten, was es so für kleine Menschen gibt: Muttermilch. Mir ist sowas zum Glück noch nie passiert: Überall dort, wo mein Nachwuchs einen Hunger verspürte, konnte ich ihn auch pöbelfrei satt kriegen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass viele gar nicht gemerkt haben, dass ich mein Kind überhaupt stillte. Das geht nämlich dank Stillshirts und Stillschal eigentlich ganz diskret, die nackte Brust ist da kaum zu sehen.
    Hat sich besagte Johanna also im hippen Berlin mit stolz geschwellter und prall gefüllter Brust exhibitionistisch in die Mitte des Cafés gesetzt und blank gezogen? Nein. Genauer gesagt hat sie wohl gar nichts getan. Schon beim Betreten des Ladens sei ihr gesagt worden, dass das Stillen hier nicht erwünscht sei. Als ihr Baby dann hungrig wurde, hat sie also gezwungener Maßen freiwillig die Lokalität verlassen, welche angeblich auch noch ausgerechnet die war, die vor einiger Zeit mit einem Poller gegen Kinderwägen negative Schlagzeilen machte. Kann man sich fragen, warum Johanna überhaupt da hin geht, klar.
    Zeigt, wo Stillende willkommen sind: Das internationale Still-Symbol.Bild: Matt Daigle (Mothering.com) [Copyrighted free use], via Wikimedia CommonsWas sagt uns das also? In diesem Fall ist das schon ein ausgeprägter Berlin-Bohei, das lässt sich nicht leugnen. Vielleicht wird in diesem Fall alles etwas heiß gegessen, doch das Problem ist damit noch lange nicht vom Tisch. Das gibt es wirklich. Stillen ist nach wie vor ein Tabuthema, das wahrscheinlich nur stillende Mütter und diejenigen, die mit ihnen zu tun haben, kennen und akzeptieren. So scheint es. Und wie das bei den sozial eher kalten Deutschen nunmal so ist, scheint die Einheitsmeinung: Die können ja Stillen, aber bitte nicht dort wo ich bin. Dass es hierzulande keinerlei Möglichkeiten gibt, interessiert nicht. Dass viele Mütter auch viel lieber etwas ruhiger und dezenter stillen würden, genauso wenig. Also verbieten wir lieber den selbstverständlichsten Urinstinkt und verweisen Müttern mit hungrigen Babies des Ladens. Adieu! Und danke, liebes Hausrecht.
     
    Wen stören Stillende eigentlich?
    Den allerschönsten Kommentar dazu habe ich bei Leitmedium gefunden. „Wen stören die stillenden Mütter denn eigentlich und warum? Ist es für Sie so unerträglich, eine Mutter zu sehen, die ein Kind mit der Brust stillt? Das tut mir leid, aber so funktioniert das nunmal.“ schreibt Caspar Clemens Mierau als Reaktion auf einen Artikel von Jochen-Martin Gutsch. Und weiter: „Wahrscheinlich stört sich niemand daran, in einem Café einen Playboy auszupacken, aber wenn eine Mutter ihre Brust zum Stillen rausholt, das ist wirklich zu viel des Guten. Brüste zum Stillen – wo kommen wir denn da hin?“
    Das einzige was fehlt ist einfach und wie so oft: Verständnis. Und so fühlt man sich mit hungrigem Säugling in der Stadt oftmals wie ein Kleinkrimineller und versucht sich auf Spielplätzen, auf der Parkbank, in der Bibliothek oder eben in einem Café ins letzte Eck zu verdrücken und sich unsichtbar zu machen – denn oft ist es nunmal eben so, dass die eigenen vier Wände oder ein Auto oder was auch immer viel zu weit weg sind.
    Parent Rooms gibt es in Australien in jeder größeren Stadt und bieten vom Wickeltisch über Mikrowelle bis hin zu Stillkabinen alles, was man als Familie braucht.Andere Länder können es doch auch
    Anders ist das beispielsweise in Australien: Hier hat nahezu jedes große Einkaufszentrum einen eigens für Eltern hergerichteten „Parents Room“ – hübsch hergerichtet mit Wickeltischen, Fläschchenwärmer, Mikrowelle und mehreren kleinen Kabinen, in denen man auf gemütlichen Sesseln seinen Nachwuchs in aller Ruhe und fernab öffentlicher Blicke stillen kann. Auch in größeren Städten gibt es solche Räumlichkeiten. Für alle zugänglich, ansprechend eingerichtet und kostenlos. In Restaurants zeigen „Breastfeeding welcome!“-Schilder an der Tür, dass man nichts gegen das Stillen am Tisch hat, viele bieten auch einen kleinen Stillraum an. Auch in Schweden soll es so etwas geben. Und wenn wir gerade bei den Schweden sind: hiesige Ikea-Filialen bieten nicht nur ein Kinderparadies und kostenlose Babynahrung im Restaurant, sondern auch einen Wickel- und Stillraum. Es geht also sehr wohl still-, kinder- oder familienfreundlicher, je nachdem wie man es nennen mag. Achja: Und da stillt man plötzlich ganz ohne zu stören ungestört im Separé – ist da nicht allen geholfen?
     
    Doch trotz allem Shitstorm zu dem Thema entwickelt sich Johannas Petition zu einem Erfolg. Bleibt zu hoffen, dass sie auch wirklich etwas bringt. Nicht, um die „Rechte“ der Stillenden auf Teufel komm raus zu erzwingen und den neurotischen Müttern Recht zu geben, sondern um Deutschland ein kleines bisschen dafür zu sensibilisieren, wie die viel umworbene Familienfreundlichkeit eigentlich funktioniert. Und das Dulden von Stillen in der Öffentlichkeit gehört da nunmal einfach dazu.
     
    Ihr wollt die Petition unterstützen? Dann bitte hier entlang.
    Schluss mit dem Stillleben
    Menschsein Prost, Mahlzeit! Sitzen bleiben5. März 20166. März 2016julia