Für anderthalb Jahre habe ich eine Pebble Smartwatch genutzt. Nun bin ich sie endlich los. Eine kurze Erklärung, warum der Abschied nicht schwer fiel.
Unzähmbare Notification-Flut
Eine gute Smartwatch bedeutet für mich vor allem eins: Sinnvoller Umgang mit Notifications. So viel Benachrichtigungen wie nötig, so wenig wie möglich. Es gibt Notifications, die ich gern auf dem Smartphone-Display habe, um gelegentlich nachzusehen, die mich aber nicht direkt unterbrechen sollen.
Eine Smartwatch wird durch ihre Nähe zum Körper zu einer Notification-Instanz, die absichtlich spürbarer ist als ein Smartphone. Was an meinem Arm vibriert, muss wichtig sein. Wie eine Person, die mir auf den tippt sagt und sagt „Entschuldigung, wenn ich störe – aber es ist wichtig“.
Die Pebble wurde angekündigt als „Works with Android … Made for iPhone“. Was lag also näher als die Hoffnung, dass die Integration der Pebble auf meinem iPhone besonders gut funktionieren würde?
(Quelle)
Doch weit gefehlt: Die Pebble krankt unter iOS daran (nur dafür kann ich hier sprechen), dass sie kein vernünftiges System hat, um Notifications zu filtern. Einfach gesagt: Was auf dem iPhone-Display erscheint, wird auch zur Pebble gepusht. Mir war es zum Beispiel bis zuletzt nicht möglich, auf dem iPhone-Display über Instagram-Aktivitäten informiert zu werden, nicht aber auf der Pebble. Dabei sollte hier ein klarer Unterschied gemacht werden. Und noch schlimmer: Es gab Notifications, die nicht auf dem iPhone zu sehen waren, dafür aber auf der Pebble. So erhielt ich über die Pebble per Vibrationsalarm oft die Information, dass Apps auf meinem iPhone aktualisiert wurden (das habe ich noch nie auf dem iPhone selbst per Notification gesehen).
Vielleicht liegt es teilweise an mir und ich habe nur die richtigen Einstellungen nicht gefunden. Doch leider kann ich diese Schuld nicht auf mich nehmen: In der offiziellen Pebble-Dokumentation zu Notifications für iOS-NutzerInnen sollte schon der Bereich »Here is what we have discovered so far« zu denken geben. Es wird dort erklärt, welche App wie per Notification mit der Pebble funktioniert – oder auch nicht.
Stattdessen hat man es bei Pebble bis heute nicht geschafft, den einzig sinnvollen Weg in dieser Situation zu gehen: Auf der Pebble die Möglichkeit zu schaffen, eingehende Notifications zu filtern. Du bekommst eine Notification von Instagram – Klick auf der Uhr, ab jetzt werden diese nicht mehr angezeigt. Ob die Notifications nun zur Pebble gepusht werden oder nicht, ist für mich als Nutzer uninteressant. Ich will nur entscheiden können, ob Notifications mich stören dürfen oder nicht. Ein Beispiel zeigt die App Notifyr, die iOS-Notifications unter OS X zeigt:
Vibrationsalarm – zu hart, zu laut.
Den Vibrationsalarm der Pebble habe ich persönlich als unangenehm empfunden. Er wirkt hart und aufdringlich. Als ich die Uhr am ersten Tag zu Hause trug, bat mich meine Familie, sie abends abzunehmen, weil der Vibrationsalarm so laut ist. Manchmal musste ich nachts noch einmal aufstehen, weil die Vibration der Uhr im Nebenzimmer zu hören war und störte. Im Büro wurde mir die Uhr einmal verärgert hinterhergetragen, weil sie auf dem Schreibtisch liegend während eines eingehenden Anrufs die KollegInnen enorm störte. Ich bin nicht der Einzige, den die Stärke der Pebble-Vibration stört. Letztlich ist die Pebble vor allem eines nicht: diskret. Nahe stehende Personen können die Vibration oft hören. Von einem Personal Device wie einer Smartwatch erwarte ich ein intimeres Verhältnis.
Die Intensität des Vibrationsalarms der Pebble hat mich physisch und psychisch eher unter Stress gesetzt. Ich hatte nicht das Gefühl, freundlich auf etwas hingewiesen, sondern aus der aktuellen Situation herausgerissen zu werden.
Und dann war Stille.
Besonders nervig sind die immer wiederkehrenden Verbindungsabbrüche der Pebble zum iPhone. Ich habe es manchmal mehrfach am Tag erlebt, dass die Pebble die Verbindung zum iPhone verloren hat – mir dies aber nicht mitteilte. Das bedeutet, dass man ein Notification-Device am Arm trägt, sich darauf verlässt und überhaupt keine Meldungen und Anrufe mehr mitkriegt. Die Verbindungsabbrüche sind im Laufe der Zeit weniger geworden, bestanden aber bis zuletzt.
… und die vielen Kleinigkeiten
Es gäbe noch andere Kritikpunkte, wie die recht billig wirkende Verarbeitung der Uhr, das Schwitzen unter dem Armband, regelmäßige Software-Probleme, die einen „Snow Crash“ auf dem Display zeigten, das wenig durchdachte User Interface (oft mehr Klicks benötigt als eigentlich notwendig) und die vielen Einschränkungen, die man in Kauf nimmt, um mehrere Tage Akku-Laufzeit zu haben. Doch all das war für mich nicht ausschlaggebend, die Uhr nur selten zu tragen. Es ist das mangelhafte Notification-System, dass die Pebble für mich schlichtweg misslungen dastehen lässt. Die meisten Tech-Reviews, die ich gelesen habe, schienen nicht von Personen zu stammen, die die Uhr wirklich länger intensiv nutzten.
https://twitter.com/leitmedium/status/581102015671087104
Zusammenfassung
Ich halte die Pebble für eine komplette Fehlleistung in Hinblick auf Notifications. Andere Smartwatches gehen deutlich intelligentere Wege. Nach zwei Jahren lässt es sich bei der Pebble auch nicht mehr mit Kinderkrankheiten erklären. Ich habe die Pebble nur noch an Tagen getragen, an denen ich unbedingt über Anrufe informiert werden wollte. Es gibt sicher Personen, die zufrieden sind mit ihrer Pebble. Denen möchte ich sie auch nicht madig machen. Potentielle KäuferInnen sollten sich aber genau überlegen, ob sie wirklich eine kaum konfigurierbare Notificationschleuder am Arm tragen wollen.