Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

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Wie sah ein DDR-Frühstück aus? – eine Zwischenbilanz

9. April 2015 by ccm

Vor ein paar Tagen habe ich hier gefragt, wie ein typisches Frühstück in der DDR aussah. Es kamen viele Antworten über Twitter, Facebook und Blog-Kommentare – nicht zuletzt durch das Teilen des Blog-Posts durch die ostdeutsche SuperILLU. Ich muss zugeben, davon war ich überrascht, es brachte aber viele hilfreiche Kommentare.


(Doppelte und Grafschafter Goldsaft – ein mögliches DDR-Frühstück?)

Ich habe die Rückmeldungen gesichtet und ganz unwissenschaftlich eine Liste mit Frühstückszutaten erstellt, absteigend sortiert nach Häufigkeit der Nennung:

  • Brötchen oder Doppelschrippen
  • Zuckerrübensirup (Grafschafter Goldsaft oder Zörbig)
  • Nudossi
  • (selbstgemachte) Marmelade
  • Mühlhäuser Pflaumenmus
  • Kunsthonig (auch bekannt als Invertzuckercreme)
  • Milch im Schlauchbeutel
  • Filinchen (ein dünnes Waffelbrot)
  • Weißbrot
  • Haferflocken
  • Ei
  • Leberwurst
  • Cornflakes
  • Käse
  • Trink fix (Siehe auch Geschichte der Firma Trumpf)
  • Muckefuck
  • Burger Knäckebrot
  • Leckermäulchen

Brötchen/Doppelschrippen, Zuckerrübensirup, Nudossi, Marmelade und Mühlhäuser Pflaumenmus waren mit Abstand die meistgenannten Frühstückszutaten. Das bestätigt teilweise eine Annahme: Ich hatte eingangs vermutet, dass einige DDR-Erinnerungen vielleicht gar nicht DDR-spezifisch sondern einfach zeitgenössisch sind. So gab es Rückmeldungen, dass Doppelschrippen und Zuckerrübensirup auch in den alten Bundesländern gefrühstückt wurde. Vielleicht unterschieden sich manche Frühstücksarrangements zeitweise ja gar nicht so sehr in beiden Teilen Deutschlands.

Interessant ist der „Grafschafter Goldsaft“. Er wurde sehr oft genannt und ich bin selbst überzeugt, ihn in meiner Kindheit gegessen zu haben. Vielleicht wird er aber auch verwechselt? Definitiv gab es Zuckerrübensirup aus Zörbig, dem jedoch als Einsparungsmaßnahme weitere Bestandteile beigemengt wurden. Gab es nun beide Produkte oder doch nur den aus Zörbig? Eventuell ist es beim Grafschafter Goldsaft wie mit dem „Trink fix“ Kakao der Firma Trumpf, die durch die Teilung Deutschlands in alten und neuen Bundesländern ansässig war. Oder es vermengen sich einfach verschiedene Erinnerungen. Ich habe der Grafschafter Krautfabrik eine E-Mail geschickt und nachgefragt, ob und – wenn ja – warum ihr Zuckerrübensirup in der DDR erhältlich war.

Was die Umfrage auf jeden Fall ergeben hat, ist ein (nicht repräsentatives) Bild schöner Kindheitserinnerungen. Gerade die Brötchen wurden fast liebevoll erwähnt. Das ist natürlich keine DDR-eigene Erinnerung. Dennoch lässt sich aus den Nennungen zumindest ein  Frühstück nachbilden. Ausgangspunkt meiner Frage ist ja der Versuch, selbst ein DDR-Frühstück nachzustellen. Ich werde demnächst noch in ein, zwei DDR-Geschäften nachfragen und dann ein größeres Frühstück versuchen und hier kurz darüber berichten. Meine Kinder sind schon ganz gespannt – und haben sich heute früh enorm über die selbstgebackenen Doppelten gefreut.

Filed Under: Allgemein

Comments

  1. Rohrwallpirat says

    9. April 2015 at 11:30

    Das wäre doch ein toller Podcast Aufhänger. DDR-artiges Frühstück und dazu eine Runde Podcast mit Frühstückserinnerungen. Und der/die Gäste bringen was zum Frühstück mit.

  2. Sylvia Hubele says

    11. April 2015 at 8:48

    Ich würde ja durchaus vermuten, dass ein typisches DDR-Frühstück eher ein DDR-Samstags-Frühstück gewesen sein könnte. In der Woche war eher nicht so viel Zeit dafür… Oder?

  3. Wiebke says

    13. April 2015 at 9:04

    Gab es schon eine Antwort von Grafschafter Gold? Das würde mich interessieren.