Seit einiger Zeit ist mein Wochenend-Ritual, der Familie ein schönes Frühstück zuzubereiten und davon ein Foto auf Instagram zu posten. Das sieht dann zum Beispiel so aus:
(Quelle: Instagram)
Zur Zeit überlege ich, ein DDR-Frühstück zu machen. Als die Wende kam, war ich elf Jahre, habe also bewusst einige Jahre in der DDR gelebt – und gefrühstückt. Das Essen war anders und ich möchte mein Frühstücksfoto zum Anlass nehmen, das mit einem nachgestellten Essen zu reflektieren. Es geht weder um Ostalgie, noch darum, sich über DDR-Essen lustig zu machen. Ich frage mich einfach: Was haben wir damals gegessen und wie wurde es angerichtet. Das war natürlich von Haushalt zu Haushalt verschieden, aber es gab sicher einige sich wiederholende Muster.
Spontan fallen mir zum Beispiel ein: Die Plastik-Eierbecher-Klassiker in Hühner-Form:
(Quelle: Produktfoto Sonja-Plastik / Amazon)
… oder die DDR-Nutella-Alternative Nudossi:
(Quelle: zeit.de-Artikel)
Aber das sind nur sehr plakative Beispiele. Mir fallen auch “Milch-Schläuche” und heute “Ostschrippen” genannte leicht “klietschige” Brötchen aus der Bäckerei Balzer ein. (Dort arbeiten übrigens immer noch die Verkäuferinnen von vor der Wende und erkennen mich.)
Ich suche also noch ein paar Ideen, wie ich ein DDR-Frühstück gestalten kann. Was wurde gegessen, welche Hilfsmittel/Geschirr-Arten gab es? Kaffee? Tee? Obst? Besteck? Vielleicht stellt sich heraus, dass die Erinnerung trügt und es doch weniger DDR als vielmehr 80er Jahre war. Oder es gibt einige DDR-Eigenheiten neben Klassikern wie oben genannten Produkten und ich kann ein DDR-Frühstück nachstellen. Vorschläge gern in die Kommentare.
An die Milch-Schläuche erinnere ich mich auch noch. Für die gab es sogar einen extra Halter aus Plastik. Als Kind fand ich es faszinierend, Milch in Tüten zu kaufen. Ich glaube, meine Eltern fanden es blöd.
Ich war 8 als die Wende kam, kann mich aber noch ganz deutlich an ‘Doppelte’ erinnern, das waren zwei Brötchen aneinander. Gern bestellte man auch mal ein ‘halbes Doppeltes’, wenn man nur ein Brötchen wollte. Und dann gab da Butter und Schokostreusel drauf oder auch nur Butter und Zucker. Oder in Stücken in Milch geworfen und Zucker drauf. Ja, es gab viel Zucker. Das darf man ja eigentlich heute gar nicht erzählen 😉
In der Schulzeit gab es morgens eine Scheibe Brot oder Filinchen mit Butter und Marmelade serviert auf einem Brettchen, das ein Muster wie Küchenarbeitsplatten hatte. Dazu kochte meine Mutter eine große Kanne Hagebuttentee. Cornflakes o.ä. kannte ich nicht. Müsli mochten wir nicht.
Am Wochenende gab es Schrippen, Schusterjungen oder Knüppel vom einzigen Bäcker in der Gegend. Dazu Marmelade, Pflaumenmus, Nudossi, Wurst, Käse und Tee oder Kakao.
Die Tüten von der Milch hatten damals übrigens ein sehr langes Leben: wir wuschen sie aus und verwendeten sie vielfach weiter. Auf Autofahrten beherbergten sie einen nassen Waschlappen, anstelle von Feuchttüchern.
Also Milch in den wabbeligen Tüten mit Halter kenn ich auch (nicht DDR, Köln). Aber vielleicht meinen Sie etwas anderes.
Ich finde die Frühstücks-Idee echt interessant, wenn der Freund & ich über Essen in der Kindheit reden (wir sind ein Ost- und ein Westkind, beide frühe 80er…) stellen wir fest, dass genau der 80er-Einfluss eben nicht zu unterschätzen ist, dieses ganze exotische Obst beispielsweise und Erdbeeren zu jeder Jahreszeit gab’s ja im Westen früher auch nicht. Und Milch in Schläuchen (inkl. Halter) kenne ich aus dem Westen aus den 90ern, da war das nämlich öko weil umweltfreundlicher als Tetrapaks. Wenn man sie an beiden Enden oben aufgeschnitten hat, ging’s auch eigentlich.
Und Nudossi, gab’s das echt schon in den 80ern? Das wäre irgendwie mehr Selbstironie, als ich der DDR zugetraut hätte.
Ich bin jedenfalls schon gespannt auf das DDR-Frühstücksfoto, wir machen hier auch manchmal so Kindheits-Essen, z.B. Schinkenbrote mit halben Dosenpfirsichen und dann mit Käse überbacken, heißt bei uns “DDR-Hawaii-Toast” und hat eben auch nichts mit Ostalgie oder Lustigmachen zu tun, sondern mehr damit, dem anderen eine Vorstellung davon zu vermitteln, wie es früher eben so war.
Überhaupt finde ich diese kollektiven Veränderungen der Essgewohnheiten und Lebensmittelmoden spannend – evtl. sollte ich es mit einem eigenen Blogpost dazu versuchen, vielen Dank jedenfalls für die Denkanstöße 🙂
Also wir hatten diesen Geschirr-Klassiker ( http://www.secondhandbesteck.de/shop/images/product_images/original_images/2659_0.jpg ), Marmelade war von Zörbiger, Pflaumenmus aus Mühlhausen und Zuckerrübensirup (Grafschafter Goldsaft). Wenn es ganz abgefahren wurde hat meine Mütter Erdbeermarmelade in den Quark gerührt.
Ich weiß nicht, ob ich da repräsentativ bin – meine Eltern sind nach meiner Geburt 1983 aufs Land gezogen. Dort gab es zum Frühstück am Wochenende selbstgekochte Marmeladen aufs Brötchen, außerdem Frühstückseier in besagten Bechern, Käse mit roter Wachsrinde, Quark, harte Wurst… Außerdem schwarzen Tee und türkischen Kaffee für die Großen, Kräuter- oder Früchtetee für die Kleinen. Ein Standard war bei uns auch Müsli (so Richtung Bircher Müsli, mit frischen oder TK-Beeren, Äpfeln und Rosinen und Milch). Während der Woche eher Marmeladenbrot, Filinchen mit Nudossi oder Marmelade oder Haferflockensuppe. Ab und zu gabs Cornflakes aus so durchsichtigen, blau bedruckten Plastetüten (ohne Pappkarton drumherum) und Erdnussmus aus Gläsern mit nem Plastedeckel. Kann sein, dass das immer nach Ausflügen nach Berlin war.
Die Eierbecherhühner waren nur nicht neonfarben 😉
Erinnere mich noch an Trink fix, Kakaopulver oder so. Ja, Filinchen. Ja, bunte oder Schokostreußel aufs dunkle Butterbrot. Doppelte habe ich gern gegessen. Honig in einer durchsichtigen Bärchenplastikflasche, selten, aber ein Highlight. Vielleicht auch ein 80er Ding? Pflaumenmus. Bei meinen Eltern hab es immer in der Tasse frisch aufgegossenen Kaffee (kaffeepulver + heißes Wasser).
Tolle Idee. Bin auf andere Erinnerungen gespannt. Grüße, Doreen
Burger Knäckebrot und Mühlhäuser Pflaumenmus, das stand regelmäßig auf dem Tisch
Ich weiß noch das wir immer das Geschirr mir Blauem Zwiebelmuster hatten.
Interessant. Ich hab mich vor gar nicht allzu langer Zeit mit meinem Vater darüber unterhalten, dass Essen zu DDR-Zeiten meistens so nebenher war, da hat keiner von uns irgendwie sehr darauf geachtet. Es gab was, das schmeckte irgendwie, manchmal auch nicht, es wurde gegessen und gut war’s.
Zum normalen Frühstück gab es einfach Graubrot, mit Honig (Opa hatte Bienen), Kunsthonig (war eine interessante Masse), Marmelade oder Zuckerrübensirup. Wurst oder Käse hätte ich damals nicht auf meinem Brot haben mögen. Jedenfalls nicht am Morgen. Dazu gab es für uns Kinder Kinderkaffee.
viele Grüße, Sylvia