So sind die Aktenordner und Bücherstapel mehr als eine beliebige Anhäufung. Sie sind das Ergebnis einer Semesterzahl, für die man heute von Studenten ungläubig beäugt und Dozenten sehnsüchtig mit einem Schulterklopfen beglückwünscht wird. Die Bibliothek eines bekennenden Langzeitstudenten (immerhin fünfhundert Euro war dieser Titel wert), Eintritt frei, montags geschlossen. Sie kommt also 13 Semester zu spät, die Literaturverwaltung. Viel hat man darüber nachgedacht. Ob sie kostenlos sein solle oder doch kommerziell, für Windows oder Linux, mit oder ohne Anbindung an eine öffentliche Bibliotheksdatenbank. Die Entscheidung ist nun gefallen, lieber spät als nie, und in müßiger Hingabe werden Kopien und Bücher erfasst, verschlagwortet und mit kleinen Punkten beklebt, die eine Schneise des “geschafft”/”noch nicht” in das Regal schneiden. Der blaue Punkt als: Ja, Du existiert in meinem externalisierten Wissen. Ich komme auf Dich zurück.
Es wird dauern. Tage, Wochen. Das Herausnehmen, Ansehen, Erinnern, Nachschlagen, Abtippen, Abheften, Einsortieren, Bekleben, Korrigieren, Beiseitelegen, Weitermachen. Am Ende steht abermals eine Bibliothek, ein Projekt der Selbstorganisation, das vor einigen Jahren bereits hätte starten sollen, nun aber doch eine gewisse Zufriedenheit des Archives ausstrahlt, jedoch mit ewiger Unvollständigkeit glänzen wird.
Um der Frage vorzugreifen, welches Programm eingesetzt wird: Trotz der eindeutigen Bevorzugung freier Lösungen fiel die Entscheidung für “Synapsen” von Dr. Markus Krajewski, das sich als virtueller Zettelkasten konzeptionell deutlich von anderen Lösungen unterscheidet, da es weniger die technisch-ordnende, als vielmehr den Ursprung in der Ordnung der Karteikarten betont und mit seiner Java-Basis problemlos unter Linux, OS X und Windows läuft. Bericht folgt.