Auch wenn an dieser Stelle paradoxerweise nach wie vor eine gewisse Distanz zur “Blogosphäre” besteht (dieses Wort sollte eigentlich nie auf dieser Seite erscheinen) und die unscharfen, schnelllebigen Strukturen eine gewisse Unbehaglichkeit einflößen, ist das Thema des diesjährigen “Blog Action Day” wichtig genug, um über seinen Schatten zu springen: Umweltschutz.
‘Welch langweiliges Thema’ möchte man meinen, und was das nun noch mit dem nie ausreichend formulierten Thema dieses Weblogs zu tun habe, das solle man dann doch mal darlegen, um nicht unbeholfen von einer Nachricht zur nächsten zu stolpern. Nein, der rote Faden muss her. Leitmedium. Umweltschutz. Irgendwas.
Dazu ein Versuch.
In den letzten Monaten, vielleicht Jahren, kommt das zugegeben eher spröde Thema Umweltschutz im noch spröderen Gebiet der Informationstechnologie an, eben jener Branche die unter anderem dafür zuständig ist, dass Du, Leser, um Dich mit einer direkten Anrede zu schockieren (man merkt meinen Besuch der Pathoskonferenz), an dieser Stelle Text lesen kannst. Ja ein Wäschetrockner, der benötigt viel Strom, eine Waschmaschine. Der Kühlschrank bitte Energieklasse A, sparsam Autofahren – alles schon einmal gehört. Aber Computer? Internet?
Es ist spannend: Spätestens mit dem Fokus auf energiesparende Informationstechnologie wird der virtuelle Raum der Netze plötzlich ganz real. Was da alles Strom zieht, Wärme produziert, Elektroschrott abwirft, es ist haptisch greifbar, lokalisierbar. Das Internet, das ist eben auch ein großes Ding zum Anfassen, Kabel ziehen und Unmengen von Strom verbrauchen. Nun muss man den Leser nicht langweilen mit nicht nachvollziehbaren Zahlenspielen, aber ein wenig eben schon. So ein DSL-Router, der Tag und Nacht eingeschaltet ist, frisst problemlos 25 Euro Stromkosten im Jahr und wenn es gleich ein Rechner sein muss, ist man auch schon mal mit bis zu 100 Euro dabei. Das klingt spießig, lässt aber erahnen, was die Rechnerfarmen an Strommassen umwälzen, die zu tausenden eingesetzt werden, um große Projekte wie Google, Amazon und Ebay zu betreiben. Googles Rechenzentrenstandorte, meinte ein Vortragender einmal lapidar, könne man einfach an der geographischen Schnittstelle billiger Netzverkehr- und Strompreise berechnen. Strom ist im Internetbetrieb ein erheblicher Kostenfaktor. Dies wird an Kunden, die ihre Webseite bei 1und1 ablegen oder einen Server bei Hetzner mieten, nicht weiter herangetragen, dabei ist gerade dies eine wichtige Rechengröße im Netzbetrieb.
Und so legt der ökonomische Bedarf an Rationalisierung – “Grüne IT”, wie es nun heißt, ist nicht altruistisch – die Strukturen dessen offen, was doch eigentlich virtuell, cyber, immateriell ist. Grüne IT, Energiesparen im Rechenzentrum (die Sparpotentiale sind erheblich), zeigt den güterartigen Verkehr der Netze auf. Trotz WLAN, ungreifbaren Datenpaketen chaotisch anmutenden Netzstrukturen, ist das Internet ein doch sehr greifbares Wesen.
Versuchende. Ein wenig Umwelt. Ein wenig Medium. Irgendwie.
Auf konkrete Energiespartipps sei an dieser Stelle verzichtet und als Einstieg auf folgenden Artikel verwiesen.