Tatort Fernsehen. Der Mord ist sicher eines der häufigsten Elemente filmischer Geschichtenerzählung. Es wird vergiftet, erschlagen, erstochen, erdrosselt, erschossen, verbrannt, erhängt. Kaum eine menschliche Handlung wie das Töten ist derart vielschichtig im Film abgehandelt worden. Doch was fehlt, ist die Katharsis, das danach. Die Trauer. Die Tränen.
CSI, Criminal Intent, Law & Order – die Dominanz amerikanischer Kriminalformate in der Programmplanung bestimmt die mediale Wahrnehmung von Mord und folgender Trauer. Doch es gibt es sie nicht. Kaum. Amerikanische Formate, bei all ihrer häufigen Perfektion und Millionenbudgets, vergessen zu oft eine glaubwürdige Darstellung von Trauer. Sie passt nicht in das Schema schnell erzählbarer Geschichten, die mit immer komplexeren Motiven und Tötungsarten aufwarten, um die Tatsache zu verschleiern, dass bereits alle Geschichten erzählt wurden. Hinterbliebende haben keine Tränen. Keine Tränen mehr. Sie stehen in ihren Appartments, legen eine kurzzeitig bedrückte Mine auf, um dann pedantisch Rede und Antwort zu stehen, statt mit aller Wucht des Schocks paralysiert apathisch sich jeglichem vernünftigem Gespräch zu entziehen, schreiend zu entweichen oder eine sonst glaubwürdige Art der Bewältigung zu zeigen.
Vielleicht ist dies der Hoffnungspunkt für den deutschen, den europäischen Krimi. Er verzichtet zwangsläufig auf die Musikvideo-Schnitte amerikanischer Vorbilder oder scheitert am Versuch in Peinlichkeit. Doch was er besser kann, das ist das Zeigen von Gefühlen. Das Zeigen der Schwere eines Verbrechens, der Zerbrechlichkeit der Seele, der Macht der Tränen, sich ihren Weg zu erzwingen. Es ist sicher kein Gesetz, eher eine Charaktereigenschaft, eine Chance, die den deutschen Krimi unsexy aber ehrlich macht.