Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

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Am Fernsehprogramm verzweifelt

20. Juli 2007 by leitmedium

Web 2.0, Web 2.0, Web 2.0.

Web 2.0, aber niemand schafft es, das Fernsehprogramm vernünftig darzustellen. Bunte Knöpfe, Flash, Auswahlfenster, Pinky und Brain. Irgendwie scheint sich die rigide Form des gedruckten Fernsehprogramms nicht auf den Bildschirm übertragen zu lassen. Wo liegt nur das Problem? Die Medienverschiebung Fernsehen=>Druck=>Internet kann es kaum sein. Der Besuch der Webseite eines Fernsehsenders steigert das Gehirntumorrisiko instantan um mehrere hundert Prozent (jaja, so etwas darf man nicht schreiben, Aberglaube und so, Aberglaube 2.0). Die Seiten der ewig blauen Fernsehzeitungen mit zweiwöchentlichem wechselndem B-Promi-Bunny auf dem Cover enttäuschen auf ganzer Linie.

Macht sich irgendjemand auf und löst das Fernsehprogramm aus den Fesseln der schlechten Darstellung? Vielleicht ist die Fernsehkrise nicht nur Ergebnis der sinkenden Bereitschaft, sich eine Sendezeit diktieren zu lassen, sondern einfach auch das Ergebnis einer Unzufriedenheit mit der völlig anachronistischen Kommunikation der Fernsehinhalte. Diese werden von den Sendern und Agenturen eher gehütet als einem an jeder Stelle um die Ohren gehauen. Und Fernsehzeitungen sehen das Programm selbst wohl eher stievmütterlich als “Naja, muss eben auch rein” an und nerven lieber mit Lifestylebla und DVD-Tipps.

Bitte ein Telewiki, ein Telewebservice, irgendwas. Bis dahin frustriertes in-die-Röhre-gucken.

  • Am Ende des Tages
  • Vom Web 2.0 und der Amnesie von Online-Quellen
  • Am Abend: missverstandene Computerspiele, Jahrbuch Fernsehen 2007, neue Regeln bei Wer wird Millionär, Plagiatsstreit um Tannöd, Wikipedia-Scanner, Woher kommt das Neue

Filed Under: Kommentar, Kommunikation, Kultur, Medien, TV

Comments

  1. Dr. T. Le Vision says

    28. Juli 2007 at 16:34

    Da kann ich allen Punkten zustimmen. Ich suche auch noch immer einen ordentlichen Online-Programmservice. Ich konsultiere die Hörzu-Seite, weil ich deren Bewertungen vernünftig finde, aber übersichtlich und einfach ist was anderes. Seit einer Weile habe ich den TV-Browser in Benutzung, der bietet immerhin den Vorteil, dass man mit einem Klick sehen kann, was jetzt gerade läuft. Und man kann sich nur die Sender anzeigen lassen, die interessant sind. Und man kann seine Lieblingssendungen kennzeichnen.

  2. ccm says

    31. Juli 2007 at 10:44

    Ich habe lange Zeit http://www.tvtv.de genutzt, da man hier eine fast Fernseh-Zeitungs-ähnliche großflächige Übersicht bekommt, aber irgendwie muss man da alle zwanzig Minuten sich noch mal neu anmelden und das Gelbe vom Ei ist es nicht. “Hörzu” hat irgendwie so ein rustikal-biederes Image bei mir, aber ich werde ihr mal eine Chance geben. Mittlerweile gehört sie aber auch zu den blauen Zeitschriften mit “Häschen” vorne drauf, oder?