Wolfgang Kemp weist leicht ironisch aber durchaus ernsthaft, fundiert gar auf “Das Spannende” an der Konjunktur von Worten, Begriffen in der Wissenschaft hin. Ein bisschen Meta-Theorie eben, wenn man auf die soziale Konstruktion der sozialen Konstruktion hinweist, ein bisschen frustrierend vielleicht auch. Unterhaltsam auf jeden Fall:
Es gibt im Leben eines jeden seriösen Forschers den Moment, da er Michel Foucault recht geben muss. In kleinen Dingen meist, aber immerhin. Einem Kollegen geschah es, dass er in einem Seminar über Raumfragen Foucault total demoliert hatte und einen Tag später mit denselben Studenten in Bremen auf den Wallanlagen stand und im Blick auf dieses merkwürdige Naturimplantat im urbanen Gewebe, angesichts von Schwanenteich und Windmühle sich nicht mehr helfen konnte und einfach sagen musste: Das ist eine Heterotopie.
Quelle: faz.net
Bildungsverwirrung am Abend. Heteropie? Heteropie? Heteropie:
Heterotopie ist ein von Michel Foucault verwendeter Begriff, der der Utopie entgegengestellt wird. Er betrachtet bestimmte Klassen von Räumen in unserer Gesellschaft, die unterschiedlichen Typs sein können: Utopisch und heterotopisch.
- Die Utopie ist demnach ein unwirklicher, virtueller Raum, entweder Gegenentwurf oder Perfektionierung der realen gesellschaftlichen Verhältnisse.
- Heterotopien dagegen sind wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplatzierungen oder Widerlager, tatsächlich realisierte Utopien, in denen die wirklichen Plätze innerhalb der Kultur gleichzeitig repräsentiert, bestritten und gewendet sind, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, wiewohl sie tatsächlich geortet werden können.
Als Beispiele für Heterotopien nennt Foucault Jugend-, Alten- und Erholungsheime, psychiatrische Kliniken, Gefängnisse, die Kolegs des 19. Jahrhunderts, Kasernen, Friedhöfe, Kinos und Theater, Gärten, Museen, Bibliotheken, Festwiesen, Feriendörfer, kultische und nicht-kultische Reinigungsstätten, Gästehäuser, Bordelle, Kolonien sowie das Schiff als Heterotopie schlechthin.
In seinem Radiovortrag “Die Heteropien” skizziert Foucault Grundsätze einer Wissenschaft der Heterotopien: der Heterotopologie. Bei den Heterotopien der heutigen Gesellschaft handele es sich vor allem um Abweichungsheterotopien, d.h. um Orte, an denen von der herrschenden Norm abweichendes Verhalten ritualisiert und lokalisiert wird. Sie befinden sich an den Rändern der Gesellschaft, “an den leeren Stränden, die sie umgeben”.
Quelle: Wikipedia