Bereitet das Internet den (Medien-)Kulturwissenschaften bzw. dem Begriff “technisches Medium” eine Krise? Stephan Heidenreich schreibt dazu in FlipFlop. Digitale Datenströme und die Kultur des 21. Jahrhunderts
“Die Medien des letzten Jahrhunderts sind dabei, in einem universalen digitalen Medium aufzugehen. Die Zuordnung einer Technologie zu einem Sinnesspektrum, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts dominiert und den Begriff des technischen Mediums ausmacht, verliert sich spätestens in dem Moment, in dem alle Signale als digitale übermittelt und gespeichert werden. Im Grunde gibt es damit nur noch ein Medium, das universelle digitale Medium des Computers. Damit treten die Unterschiede zwischen einzelnen Medien in den Hintergrund, und die Datenströme differenzieren sich durch die Formate, Protokolle und Schnittstellen der digitalen Technologie.”
… und gibt damit eigentlich die Richtung für den Ausweg vor. Den Computer als technisches Medium zu begreifen und nur auf der Basis digitaler Datenübermittlung sämtliche Protokolle unter diesem zu subsummieren, ist weder produktiv noch richtig. Auch wenn der Vergleich etwas überspitzt sein mag: Malerei, Handschrift und Druck ähneln sich technisch auch durch das Auftragen von Farbe/Tinte auf einer zweidimensionalen Fläche, werden aber dennoch vollständig unterschieden. Der Begriff “technisches Medium” sollte sich daher auch auf der scheinbar feingranularen Ebene von Kompressionsverfahren, Dateiformaten und Transportprotokollen wiederfinden, um weiterhin eine Analyse und Ausarbeitung offensichtlicher unterscheidbarer medialer Dispositive zu ermöglichen.