Bundeskanzlerin Merkel wurde von Youtuber LeFloid interviewt. Ich lese gerade auf Twitter viel Kritik, die ich so nicht unterschreiben würde, daher kurz ein paar Gedanken zu dem 30minütigen Stück:
Zunächst: Ich habe Respekt davor, dass LeFloid Merkel interviewt hat. Ich war letztes Jahr auf einer Tagung von SozialpädagogInnen, die vor allem mit Jugendlichen arbeiten. Irgendwann ging es um Youtube und es fiel das Zitat “Wir haben keine Ahnung von Facebook und Youtube, aber wir sind dankbar für LeFloid – wegen ihm reden die Jugendlichen über Politik”. Das ist eine Leistung, aber natürlich kein Freibrief für LeFloid. In den letzten Monaten stand er wiederholt berechtigt in der Kritik. Das muss er als Medienprofi mit großer Reichweite aushalten.
Nun jedenfalls interviewt er die Bundeskanzlerin. Ich finde das Gespräch wenig überraschend, aber durchaus einem Faden folgend und hier und da mit Nachfragen versehen. Es werden auch strittige Themen wie die Ehe für alle diskutiert. Das Interview ist also kein Reinfall und auch nicht peinlich. Was mich eher irritiert, ist die Frage: Wer genau interviewt da eigentlich die Kanzlerin: LeFloid oder nur ein junger Mensch?
Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass das Video in einem oder mehreren ca. 7minütigen Stücken aufgearbeitet wird: Youtube eben. Was jetzt zu sehen ist, wirkt eher wie ein Spätabend-Programm im ZDF. Das ist schade, denn LeFloid hat seine Reichweite nicht für 30minütige Stücke bekommen. Er verpackt und spitzt zu. Youtube eben.
Ein paar Interview-Kniffe hätten das Gespräch bei gleichem Inhalt wahrscheinlich weniger zustimmend wirken lassen. LeFloid sagt oft “absolut!” an Stellen, die eigentlich nicht passen. Ich kenne das aus meinen Podcasts: Man möchte dem Gegenüber mitteilen, dass man zuhört und verstanden hat. Für ZuhörerInnen wirkt es aber wie eine inhaltliche Zustimmung. Es ist besser, hier auf ein leises Nicken zu setzen: Das hört man nicht, aber GesprächspartnerInnen sehen, dass man ihnen weiterhin folgt.
Kurze Rede, kurzer Sinn: Eigentlich wäre es die Aufgabe vom Presseteam von Frau Merkel gewesen, mehr Youtube auf Youtube zuzulassen. Das wäre schön gewesen, hätte witzig oder interessant sein können. So ist es eine gut absolvierte Pflichtaufgabe und verschenkte Chance – eher für Merkel als für LeFloid.
p.s.: Diese Geste von LeFloid wird in die Meme-Historie eingehen:
Auch wenn ich die Kritik in dem Tweet nicht teile, ein bisschen lachen musste ich schon:
Quelle
@leitmedium Ups. Man kann in deinen Kommentaren keine Bilder einbinden, wie? Sorry!
@monoxyd skandal!
@leitmedium Mir fällt vor allem auf wie nervig es sein muss wenn man zu allem eine Meinung braucht, also als Frau Merkel jetzt
@leitmedium Huch, dein Theme ist bei den Kommentaren und Mentions irgendwie total kaputt o_O
@ePirat Ja: Ich habe seit ein paar Wochen das Indyweb aktiviert, leider kommt das Theme damit nicht zurecht.
@rstockm Weil er kein Profi ist. Und aufgeregt war er obendrein. Verständlich. Soll mal einer nachmachen. @leitmedium @gutjahr @LeFloid
@ganzbeitrost ein „sie haben mit keinem Wort meine Frage gestreift“ kann man als Nicht-Profi besser stellen? @leitmedium @gutjahr @LeFloid
@rstockm Du könntest das. Er nicht. Warum? Keine Ahnung. Spielt in dem Kontext auch keine Rolle. @leitmedium @gutjahr @LeFloid
Naja letztlich ist es schon ein Werbevideo für Merkel, denn die Zuschauer empfinden es als Ehre, dass Merkel ihr Idol zum Interview gebeten hat und ihn damit quasi adelt. Klar ist es fast unmöglich gegen einen Medienprofi wie Merkel anzukommen, weil etwas aus ihr herauszubekommen das kein Gewäsch ist ist wie Aale mit öligen Fingern fangen zu wollen. Ich mache Flo keinen Vorwurf, weil ich selbst oft genug Leuten gegenübersitze die BlaBla von sich geben in Interviews. Die einzige Chance sich nicht instrumentalisieren zu lassen ist wohl so etwas nicht zu machen. Oder wirklich unhöflich werden und so gut vorbereitet sein das man den Leuten ins Gesicht sagt, dass sie lügen und Scheisse reden.
Jetzt ist sie die nette Mutti die vielleicht manchmal etwas verschroben, aber eigentlich total cool ist…
Das hat sich die Merkel vom Obama abgeschaut, der weiß nämlich wie das mit dem Internet geht.