Seit einiger Zeit befasse ich mich etwas intensiver mit ≫Hate Speech≪. Begriffe wie Hass, Hassrede, Hate, Hate Speech werden zurzeit viel in Diskussionen benutzt und es ist sicher nicht nur gefühlt richtig, dass in den Kommentaren und Social Media Kanälen teilweise sprachliche Umgangsformen herrschen, die nicht einmal mehr als Umgangsform bezeichnet werden können. Das Problem mit dem Begriff ≫Hate Speech≪ ist seine Ungenauigkeit, besonders im deutschsprachigen Raum. Schnell scheint Kritik als ≫Hass≪ abgestempelt zu werden. Damit verharmlost dieser inflationäre Gebrauch des Wortes eigentliche Missstände.
Was fehlt, ist eine bessere Einordnung der Begrifflichkeiten und des Phänomens ≫Hate Speech≪. Ich freue mich daher, dass gerade die Broschüre »>Geh sterben!﹤ Umgang mit Hate Speech und Kommentaren im Internet« der Amadeu Antonio Stiftung erschienen ist. Auf den insgesamt 40 Seiten wird zunächst eine sprachwissenschaftliche Einordnung vorgenommen. Verschiedene BloggerInnen und JournalistInnen berichten von alltäglichen Erfahrungen mit Hassrede und Strategien, damit umzugehen. Eine juristische und eine psychologische Einordnung runden die Broschüre ab. Namentlich haben unter anderem mitgewirkt Julia Schramm (ehemals Piratenpartei), Anatol Stefanowitsch (Professor für Sprachwissenschaft) Yasmina Banaszczuk (Netzwerkforscherin), Torsten Beeck (Spiegel Online), Anna-Mareike Krause (tagesschau.de), Jasna Strick (Feministin, Bloggerin, Aktivistin), Orkan Özdemir (Politiker). Einige standen bereits im Zentrum sehr persönlich gezielter, langer Shitstorms (was ist die deutsche Mehrzahl von Shitstorm?).
Ich bin noch nicht ganz durch die Texte durch, finde die Veröffentlichung aber schon jetzt einen wichtigen Beitrag zur Debatte, der neben einem theoretischen Hintergrund auch praktische Hilfe liefert.
Ist es nicht etwas einseitig zu schreiben, dass Jasna Strick und Julia Schramm, die sich selbst mit Menschen – äh, Männer und Deutsche – verachtenden Äußerungen auf Twitter einen Namen gemacht haben, “Opfer von Shitstorms” wurden? Ich bin mir nicht sicher, inwiefern die Broschüre einen objektiven Blick ermöglicht.
Ich hoffe, dass der Blick nicht objektiv ist, sondern subjektiv berichtet wird. Denn um solche persönlichen Geschichten geht es unter anderem.
Aber worin besteht dann die “praktische Hilfe”? Ich habe die Broschüre leider bisher selbst nicht vorliegen.
Die PDF ist im Volltext online.
Ah, danke!
Interessanter Artikel.
Ich will mich dafür revangieren. Und weil leider keine Mail-Adresse weit und breit im Blog zu finden ist (Privatsphäre, gelle?), schreibe ich es per Kommentar:
Suche doch mal im Netz nach “_anonymizeIp”…
Es tut doch echt nicht Not, dass hier jeder Besuch komplett mit vollständiger IP in den USA bei Google zentral und unbefristet vorratsdatengespeichert wird, oder?