Ich halte dieses hier im Interview besprochene “Cyborg Unplug”-Projekt, mit dem z.B. Google Glass aus Netzwerken geworfen werden soll für falsch in jederlei Hinsicht. Es fängt schon damit an, dass es Google Glass Nutzern prinzipiell unterstellt, falsch zu handeln. Zugleich projeziert es eine andere Nicht-Sichtbarkeit bei Glass nicht korrekt auf Handies (wer weiß schon, ob das Gegenüber nun gerade Mails liest oder mit dem Smartphone filmt?). Und nicht zuletzt verhindert es vielleicht in wichtigen Situationen eine Nutzung. Aber ich habe ähnliche Probleme mit dem viel gelobten TV-B-Gone, mit dem sich massensweise Fernseher aus der Entfernung ausschalten lassen (mehr dazu habe ich schon einmier hier notiert). Es ist beide male ein nerdig-übergriffiger Impetus, der sagt: »Ich kann Deine Geräte manipulieren, weil es ist für einen guten Zweck. Und den definiere ich.«
p.s.: Ich werde zukünftig kurze Gedankengänge, die keinem ausführlicheren Blogpost entsprechen, hier als “kurz notiert” veröffentlichen.
Ja, es ist übergriffig – Machtausübung oder Gewalt sind reizvoll. In dem Zusammenhang finde ich Kontroll- und Überwachungsphantasien bemerkenswert – gerade, wenn sie von überzeugten Überwachungsgegnern geäußert werden. Vielleicht fallen Dir dazu auch Beispiele ein, oder auf.
Darüberhinaus begleitet mich die Frage “Wie verdienen ‘Hacker’ ihr Geld?” seit bald 30 Jahren. “Kein Hack für Geld!” sagt die Hacker-Ethik! Da ist “TV-B-Gone” wohl noch relativ harmlos. Aber wer will schon Schlechtes mit Schlechtem (Böses mit Bösem) vergleichen?
Als gelernter Mathematiker habe ich mich bereits früh mit der Verantwortung von Wissenschaftlern für ihr Handeln beschäftigt. In Zeiten maßloser Überwachung bin ich froh – beruflich nie einen Fuß auf den Boden bekommen zu haben. Der Preis für die Überzeugung (Kybern-Ethik) ist Armut; aber ich habe ja auch keine Kinder/Familie, die ich mit zu finanzieren hätte.
Ich glaube, die Hacker, die TV-B-Gone gebaut haben, sind menschlich OK. Natürlich werfe ich auch den tausenden, an Massenüberwachung Mitwirkenden (Mathematiker*innen, Programmierer*, Hackern & Haecksen) ihr Handeln vor – aber ich weiß auch um die kognitiven Dissonanzen – die der Druck, Geld verdienen zu ‘müssen’, erzeugen kann.
Es tut mir leid, aber “Handies” sieht wirklich schlimm aus. Es ist ein deutsches Wort und der Plural nach deutscher Grammatik entsprechend mit einem angehängten “s”, ohne englischer Anpassung: Handys
Es gibt einen Unterschied, ob ich auf einem Telefon lese oder Fotos/Videos mache. Wenn ich auf meinem Telefon lese, zeigt die Kamera eher auf dem Boden, weil ich eher von oben drauf gucke. Wenn ich die Kamera nutze, hebe ich das Gerät höher und vor allem senkrecht zum Boden, damit die Kamera nicht auf den Boden zeigt. (Den Boden will ich nur selten fotografieren).
Es lässt sich erahnen, wer gerade liest und wer die Kamera auf mich gerichtet hat.
(Das ist übrigens auch der Grund, warum ich eher nachvollziehen kann, dass Webcams an Rechner abgeklebt sind, auf Smartphones aber nicht. Die Kamera des Smartphones zeigt beim rumliegen nirgends sinnvolles hin. Der aufgeklappte Rechner schon.)