Theo Röhle von netzmedium.de weist auf eine erstaunlich gut besetzte Poduiumsdiskussion (u.a. Friedrich Kittler, Hartmut Winkler, Geert Lovink und Hans Ulrich Gumbrecht) zum Thema “Medienwissenschaft: Ein deutscher Sonderweg?” an der Universität Siegen hin.
Aus dem offiziellen Ankündigungstext:
Ohne Übertreibung kann man Mediengeschichte und Medientheorie als eine idiosynkratische Entwicklung der Kulturwissenschaften in Deutschland beschreiben. Weltweit nehmen deshalb einschlägig interessierte Forscher an deutschen Publikationen Maß. Trotzdem lässt sich der Glaube an deutschen Universitäten nicht unterdrücken, dass das Mekka der Medientheorie im Ausland seinen Ort haben müsse. Für Hans Ulrich Gumbrecht (Stanford University) kommt in dieser unangemessenen Bescheidenheit auch ein Effekt von interkulturellem Provinzialismus zum Tragen. Denn wenn die deutschen Medienforscher schon ihre eigene Vorrangstellung nicht anerkennen können, so würden sie es wohl für noch undenkbarer halten, dass eine Forschungsrichtung, die sie fasziniert, in vielen akademischen Nationalkulturen überhaupt nicht präsent ist.
Quelle: www.uni-siegen.de
Ein wenig verblüffend ist der Nachdruck dieser Absatzes schon. Abgesehen von einer scheinbar plötzlich nachrangigen Medientheorie und -geschichte des nicht-deutschsprachigen Raumes (erinnert sei allein an die Denker der Toronto School um McLuhan, Innis und Ong), scheint irgend etwas mit dem Argument nicht zu stimmen. Und so verwundert es kaum, dass netzmedium recht kritisch anmerkt:
Talk about German “supremacy” hardly seems like the right kind of attitude to make these encounters happen. It appears to me that it is not so much the false modesty of German scholars that is at the root of this gap but rather the self-induced isolationism of German academia.
Quelle: netzmedium.de
Nun ist auch dieses Argument – einer selbstverschuldeten Isolation – nicht unbedingt unkritisch hinzunehmen. Immerhin isoliert es durch eben jene absolute Zusammenfassung eines Abstraktums deutscher Medientheorie und schafft im Moment des Aussprechens eine Zuschreibung, die sicher ihren Teil zur Isolation beiträgt, indem sie ein Spektrum an Veröffentlichungen und Theoretikern verflacht. Nachvollziehbar ist der Vorwurf aber alle mal, wenn jedoch auch bedacht werden sollte, dass allein der gerade im medientheoretischen Bereich andauernde Konflikt zwischen zumeist eher bodenständigen amerikanischen und oft eher abstrakten europäischen Theorien seinen Teil zu einer möglichen Alleinstellung beiträgt.
Nichtsdestotrotz eine sicher interessante Diskussion.