In Berlin heißt eine Monatskarte für die öffentlichen Verkehrsmittel “Umweltkarte”. Das verstehen nur Berliner, wie diese auch den sonst “Berliner” genannten Pfannkuchen eben Pfannkuchen nennen. So eine Umweltkarte kostet. Ab siebzig Euro ist man dabei und so verlockt manches Abonnement, den Preis durch Abnahme von zwölf Karten auf unter sechzig Euro zu senken. Nun ist der aufgeklärte oder verwirrte Konsument, das mag im Auge des Betrachters liegen, es gewohnt, nicht nur Rabatte als Lockmittel zu erhalten, sondern Dinge, die er anfassen kann. Kauf ein Auto und Du bekommst einen Ipod. Was bietet man also dem öffentlich fahrendem Berliner an, wenn schon kein sexuell aufgeladenes Musikabspielgerät? Ganz klar, eine Zeitung. Jenes Utensil, das zu einer Bahnfahrt eben dazugehört.
Nun ist diese Zugabe nicht kostenlos, aber irgendwie schon. Das Jahresabonnement einer Tageszeitung für zusätzlich nicht einmal zehn Euro. Das kann man schon machen. Doch leider wechselt das Angebot nach einem nicht determiniertem Prinzip alle paar Wochen, so dass mal keine Zeitung, mal die Berliner Zeitung und mal, wie derzeit, die Morgenpost gibt. Oder eine ganz andere. Da tritt die Zeitung als solche in den Hintergrund und wird zu “einer” Zeitung. Zu einer Monatsmarke gibt es also nicht Zeitung “xz” dazu – klein ist die Auswahl nicht und die Zeitungen könnten unterschiedlicher nicht sein – sondern eben “‘ne” Zeitung. Irgendeine. Eine, die gerade im Angebot ist und man in Kauf nimmt oder das Abonnement verschenkt, weil es eben billig ist. Und da steht man drauf.
Und so wirken die Berliner Zeitungen bei all ihrer Verschiedenheit plötzlich nur als materieller Träger eines Preisnachlasses. Überdimensionierte Rabattmarken, jeden Tag im Briefkasten. Redaktionelle Richtung. Rabattmarken sind doch kein Kulturgut. Zumindest nicht in diesem Sinn.
Das nächste Abonnement steht an. Ich nehme diesmal die Morgenpost. Besser als ohne. Billig eben.