Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

Über | Links | Impressum

Powered by Genesis

Ich wünsche mir eine Deutsche Nationalmediathek, oder: Das kurze Gedächtnis von RTL

29. Juli 2012 by leitmedium

Nach meiner erfolgreichen Reise durch die Archive der Dritten Sender nahm ich an, dass jeder Fernsehsender ein Historisches Archiv besäße. Wenn nicht mit Kopien Jahrzehnte alter Unterlagen, dann doch zumindest durchgehender Aufzeichnungen aller ausgestrahlten Sendung. Eine Fehlannahme, wie mir ein kurzer Rechercheversuch bewies…

Tim Pritlove erzählte unlängst auf einer c-base-Party, dass er in den frühen 80er Jahren gemeinsam mit Hans Hübner von RTLplus zu irgendeiner obskuren Sendung eingeladen worden war. Da war irgendwas mit Hackern, Show und einer Weihnachtsmannmaske. Das wollte ich mir natürlich nicht durch die Finger gehen lassen und fragte kurzerhand bei RTL an. Bzw. wollte ich das. Es fiel schon auf der Webseite auf, dass man eigentlich nirgends eine Information zu einem Archiv findet. Ich wendete mich als an den Zuschauer-Service per Web-Formular:

Datum: 17.06.2012
Betreff: RTL-Fernsehprogramm/Zu sonstigen Themen

Sehr geehrte Damen und Herren,

bitte teilen Sie mir die Kontakt-Daten zu Ihrem TV-Archiv mit. Ich suche nach einer Sendung von RTL+ von ca. 1984.

Freundliche Grüße,

Caspar Clemens Mierau

Bereits am nächsten Tag erhielt ich folgende Antwort:

Datum: 18.06.2012
Betreff: Ihre Mail vom 17.06.2012

Hallo Herr Clemens mierau,

vielen Dank für Ihre E-Mail.

Aus Gründen der Aktualität wird unser Programm- und Nachrichtenarchiv regelmäßig überarbeitet, so dass Informationen zu Sendungen, die oftmals mehrere Jahre zurückliegen, nicht mehr abrufbar sind. Auch sind Sendungen aus unserem Sendearchiv nicht für Zuschauer erhältlich.

Wir bedauern, Ihnen nicht mehr weiterhelfen zu können, wünschen Ihnen jedoch auch in Zukunft gute Unterhaltung mit dem Programm von RTL.

Mit freundlichen Grüßen aus Köln

Ich musste zwei mal lesen. Entweder hatte man meine Anfrage nicht verstanden, oder ein historisches Archiv wurde aus “Gründen der Aktualität” nicht geführt. Ich hoffte auf das Missverständnis und hakte nach:

Datum: 18.06.2012
Betreff: Re: Ihre Mail vom 17.06.2012

Sehr geehrte Damen und Herren,

gibt es auch für wissenschaftliche Zwecke kein zugängliches Archiv Ihrer Sendungen? Ich bin ganz überrascht, dass es damit kein permanentes Archiv des Sendebetriebs gibt.

Freundliche Grüße,

Caspar Clemens Mierau

Wieder nur einen Tag später klärte sich auf:

Datum: 19.06.2012
Betreff: Ihre Mail vom 18.06.2012: Re: Ihre Mail vom 17.06.2012

Hallo Herr Clemens mierau,

vielen Dank für Ihre E-Mail. Um welchen wissenschaftlichen Zweck geht es Ihnen denn? Bislang war davon in Ihren E-Mails nicht die Rede.

Mit freundlichen Grüßen aus Köln

Aha. Wie bei den Dritten Programmen werden wissenschaftliche Anfragen also besonders behandelt. Und wie bei den Dritten Programmen erkundigt man sich vorab, was denn der Zweck ist. Ich antwortete also:

Datum: 19.06.2012
Betreff:  Re: Ihre Mail vom 18.06.2012: Re: Ihre Mail vom 17.06.2012

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich promoviere an der Bauhaus-Universität Weimar. Mein Forschungsgebiet sind historische Entwicklungsumgebungen und Hackerkultur. Zu letzterem habe ich zum Beispiel einen Vortrag auf dem letzten Chaos Communication Congress gehalten, über den Sie einen Notiz im entsprechenden Spiegel-Artikel finden:

http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/kongress-28c3-hacker-im-baellebad-a-806322.html

Im Rahmen meiner wissenschaftlichen Arbeit recherchiere ich insbesondere zurückliegende Ereignisse aus. Mir wurde von einem der Akteure der genannten Sendung (Tim Pritlove) vor kurzem von der Sendung erzählt und ich suche daher eine Sendungskopie.

Freundliche Grüße,

Caspar Clemens Mierau

… und erhielt wieder einen Tag später die – letzte – Antwort:

Datum: 20.06.2012
Betreff: Ihre Mail vom 19.06.2012: Re: Ihre Mail vom 18.06.2012: Re: Ihre Mail vom 17.06.2012
Hallo Herr Clemens mierau,

vielen Dank für Ihre erneute E-Mail. Um welche Sendung es geht, haben Sie uns zwar immer noch nicht genannt, dies ist jedoch auch unerheblich. 1984 hat RTL den Sendebetrieb aufgenommen. Die einzelnen Sendebänder aus dieser Zeit sind nicht mehr vorhanden. Daher können wir Ihnen auch keine Kopie einer Sendung zur Verfügung stellen.

Mit freundlichen Grüßen aus Köln

Das ist wirklich erschreckend. Man kann darüber diskutieren, ob RTL nun Kulturgut ist oder nicht (wobei hier gern “Hochkultur” mit “Kultur” verwechselt wird und natürlich jedes ausgestrahlte Fernsehprogramm dringend archivierungswürdig ist), aber die unterschiedliche Handhabung von Archivierung und Bearbeitung wissenschaftlicher Archivanfragen ist erstaunlich. Ich will mich nicht vollumfänglich beklagen – die Antwortzeiten des “webmaster@rtl.de” waren vorbildlich, allein die Tatsache, dass es keinen Kontakt zu einem Archivmitarbeiter gab, stimmt nachdenklich.

Gibt es etwa kein Archiv bei RTL? Sind wirklich Jahre an Sendungsmaterial verloren? Ich kann diese Frage nicht umfänglich beantworten, muss aber annehmen, dass hier ein entscheidener Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern zu sehen ist. Warum sollte ein rein Profit-orientierter Sender (das ist kein Vorwurf) ein historisches Archiv betreiben? Es bedeutet lediglich Aufwand und keinerlei Nutzen. Mitarbeiter, Lagerräume, Ressourcen sind nötig. Werbezeiten lassen sich dort nicht verkaufen und es gibt daher keinen ökonomischen Anlass.

Ich wünsche mir, dass – sollte es dies wirklich nicht geben – auch private Sender in die Pflicht genommen werden, ein Archiv zu führen. Mindestens alle ausgestrahlten Sendungen sollten vorgehalten werden, wie auch wichtige Begleitmaterialien, Verträge, Pressetexte, usw. Es ist einfach bedauerlich, wenn kulturelle Geschichte nur versendet wird. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass für Bücher ein striktes Reglement existiert, dass auch Werke mit geringster Auflage erfasst, für TV-Sendungen für ein Millionenpublikum jedoch nicht. Eigentlich wünsche ich mir sogar eine “Deutsche Nationalmediathek”.

Als kleine Entschädigung: Auf Youtube findet man eine Handvoll Mitschnitte. Zum Beispiel die Station ID:

Wie auch Werbeblöcke (Ironisch, dass ausgerechnet diese auf Youtube besser erhalten sind als Sendungsinhalte. Obwohl sie natürlich genauso interessant sind):

p.s.: Ein Running Gag ist übrigens die Schreibweise meines Namens. Mein erster Vorname – “Caspar” – wird häufig als unseriös wahrgenommen und ignoriert und auf den zweiten “Clemens” ausgewichen. Das passiert statistisch besonders häufig bei Lehrern, Professoren und Ärzten. Und nun auch beim RTL Webmaster.

[Update 1. August 2012]

Ich habe bei der Landesanstalt für Medien NRW, zuständig für RTL, angefragt, ob sie ausgestrahlte TV-Sendungen archivieren.

[Update 5. August 2012]

Eine Anfrage an die Pressestelle von RTL ist gestellt. Es wäre schön, hier noch einmal Klarheit zu haben, was nun wie wo archiviert wird, wurde oder eben nicht. Es gab ja einige Kommentatoren, die als “Augenzeugen” ein Archiv gesehen haben.

Filed Under: Archiv, Kritik, Kultur, Kulturgeschichte, Medien, Mediengeschichte, Medientheorie, TV

Comments

  1. Christian Berger says

    1. August 2012 at 9:28

    Naja, die Triviallösung für die Zukunft wäre es ein unabhängiges Archiv zu machen. Es ist inzwischen ja nicht mehr teuer einen Sender aufzuzeichnen. (ca. 5 Euro/Monat pro Transponder plus Plattenplatz je nach Qualität)

    Sollte Fernsehen in Zukunft noch relevant sein, wird das so oder so passieren. Es ist nur eine Frage der Zeit.

  2. Christian Berger says

    1. August 2012 at 9:34

    Ach ja, es gibt einen Grund warum RTL so tolle Effekte in den Logos hatte. Die hatten ihre eigene Scanimate. Das war ein analoger Bildcomputer:

    Hier ist ein Bild des Exemplares bei RTL
    http://scanimate.zfx.com/Pics/RTL2.jpg

  3. kleines Gedächtnis says

    1. August 2012 at 9:54

    Als das Ministerium Radiowerbung bezahlt haben sollte, hiess es auch, die Sender würden nur 3 Monate vorhalten. Die Crowd hat sicher Sendungen wo sie aus Brasilien im Praktikum ihre Eltern grüßen und die volle Sende-Stunde inclusive Werbung aufgenommen haben.
    Bei Heise im Forum schrieb mal jemand von “Radio-Stasi” als Selbstbezeichnung. Im TV waren schon mal Leute die alle Musiksendungen seit Jahrzehnten aufzeichnen und mit Videorekorder in Ferien fahren. Ein Sammlerverzeichnis gibt es leider nicht. Per Crowd müsste man sowas organisieren und Wohnungsauflöser müssten Sammelkrams (auch Fotos von der Innenstadt in den 70ern o.ä. sind zeitgeschichtlich interessant) nicht auf den Müll packen sondern per Kilo abgekauft bekommen. Bei VHS ist das mühseliger als bei NES-Spielen oder Musik-CDs oder Schallplatten wo dransteht was drin ist, aber na gut. Ohne Abmahnungen hätte ich sowas längst kostenlos werbefinanziert (oder Provisionsbasiert) organisiert.
    Dir Bleibt also vielleicht nichts, als die Crowd zu fragen und evtl. (nach überprüfung) sowas als generelles Media-Such-Projekt anzubieten.

    In abmahnfreien Ländern würde man solche Archive als Alexandria-2 aufbauen. Auch die Projekt-18 und Guidomobil-Webseiten hätte man bei Archive.org gegen Geld archivieren lassen können müssen. Tja. Das geht alles nicht. Auch ein Transkript-Verzeichnis aller Talkshows und Politiker-Aussagen gibts leider nicht. Auch sowas ist technisch trivial in Ländern wo es keine Schikane gibt.

    RTL behält viel Material ziemlich sicher, weil sie ja auch uralte Hans-Meiser-Videos zeigen. Hat Jauch oder sonstwer nicht neulich zu “1000 Stern-TV-Sendungen” oder sowas “jahrzehntelanges Material aus 1000 Sendungen gesichtet um die interessantesten Beiträge zu erinnern und die Protagonisten einzuladen”. Diese Produktionsfirmen haben also recht sicher ihr eigenes Material noch und suchen Vermarktungsmöglichkeiten oder gründen z.b. collection-TV (kostenlos auf Astra 19 Grad wo die ganzen deutschen Sender liegen) wo Dokus (und Shopping) laufen.
    Die Kameraleute und viele andere Beteiligte wechseln auch nicht so oft. Ich wollte anleiern, alle Reality-Formate bei IMDB einzutragen also auch alle Beteiligten, damit man argumentativ den Leuten die wiederholenden Darsteller nachweisen kann. Richtig interessiert ist wohl keiner. Dasselbe ginge natürlich mit allen Sendungen jemals überhaupt und z.b. den Talkshow-Teilnehmern.
    In freien Ländern könnte man evtl auch ein Internet-Verzeichnis (“IMDB-2” für Nicht-Unterhaltungs-Sendungen) davon einrichten und crowdbasiert befüllen lassen. Technisch ist das Trivial. Spannend daran sind nur wirksame Spielregeln für geringe Fehlerquote. Dann würde auch auffallen wie oft uralte Berichte zum Auffüllen von News z.B. im Sommerloch genutzt werden.
    Schade das Youtube keine Transcripte oder Crowdbasierte Verbesserungs-Funktionen wie Meta-Informationen (“Tim Pritlove” “CCC”…) bietet.

    Bleiben also Aufnehmer und die Produktions-Mitarbeiter als weitere mögliche Anlaufpunkte.

  4. Jeeves says

    1. August 2012 at 10:26

    Ich bin entgegengesetzter Meinung:
    Je eher der ganze Mist verschwindet, desto besser. Das Zeugs im Klo spült man doch auch runter und hebt es nicht für die Enkel auf.
    Noch besser wäre, dass das Zeugs erst gar nicht produziert und gesendet wird.

  5. Laurent says

    1. August 2012 at 10:59

    Dass es in Deutschland kein Fernseharchiv gibt, ist ein Skandal und behindert massiv historische und medienwissenschaftliche Forschung. Im Vergleich dazu hat Frankreich mit dem Institut national de l’audiovisiuel (www.ina.fr) ein vorbildliches Archiv aufgebaut. Seit Anfang der 1990er Jahre müssen alle Fernseh- und Radiosender zeitnah ihre Beiträge bei der INA abliefern.

    Für die Sender ist das mittlerweile ein großer Gewinn, da sie sehr unproblematisch an Archivmaterial kommen, auch von anderen Sendern. Das bereichert jeden Dokumentarfilm ungemein und der Aufwand ist sehr gering.

  6. Stefan K. says

    1. August 2012 at 12:10

    In den Jahren 1987 bis 1989 habe ich als Aushilfe (Kabelträger, Studioassistent etc.) während meiner Abizeit bei RTL mein Taschengeld verdient. Damals gab es ein Archiv im Keller, das mir relativ groß vorkam, in dem zahlreiche, meiner Meinung nach sogar alle Sendungen auf Betamax-Kassetten gelagert wurden.

    Keine Ahnung, was daraus geworden, aber ein Archiv wurde damals sicher geführt.

  7. Thuri says

    1. August 2012 at 13:07

    Wie es bei RTL aussieht, kann ich nicht beurteilen, aber ich habe einmal ein Praktikum im Archiv von Pro7 gemacht.
    Die archivierten sehr fleißig, denn laut Aussage der dortigen Mitarbeiter ist ein umfassendes Senderarchiv eine wahre Spardose für einen Fernsehsender. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass es bei RTL keine entpsrechende Aufbewahrung fürs Recycling geben soll.
    Bei Pro7 wurden sogar die Bänder des Senders Tele5 aufgehoben – der ursprüngliche, nicht der, der inzwischen wieder sendet. Mitschnitte von allen Sendungen wurden verschlagwortet und zusätzlich auch das gesamte Rohmaterial ordentlich archiviert.
    Ich nehme an, der Mitarbeiter, der hier geantwortet hat, hatte nur keinen Plan oder Anweisung alle Anfragen abzuwimmeln.

  8. Hans Gustav P. says

    1. August 2012 at 17:23

    …was erwartest du von dieser Privatbude RTL … verstehe gar warum man überhaupt Material von dennen haben will.
    Und traurig das Tim die Einladung von RTL damals angenommen hat, vielleicht wollte er auf Elite Hacker machen und hat sich dabei noch gut gefühlt.

    Sorry aber es gibt echt wichtigere Archive die du noch durchsuchen solltest.

    Hans Gustav P.

  9. cervo says

    1. August 2012 at 19:46

    RTL hat sowohl ein Programmarchiv (Filme/Unterhaltung) als auch ein Newsarchiv (Nachrichten und deren Drehmaterial). Unterscheiden muss man auch zwischen dem Master und einer aufgezeichneten Fassung. Nur zur begrenzten Ausstrahlung angekaufte Sendungen werden, soweit ich weiß, nur wie gesendet (also quasi als “VHS-Kopie”) archiviert, da sind tatsächlich die Rechteinhaber für das Master verantwortlich. Das Bewußtsein für den Wert von Archivmaterial hat sich wohl auch gewandelt, früher hat man das nicht erkannt. Ganze Sendungen wurden aber auch noch in den 90ern weggeschmissen (z.B. bestimmte Sportübertragungen der Privaten). Gerade in den 70/80ern gab es aber noch ein anderes Problem: Bestimmte Bänder (zB U-Matic) waren einfach nicht für die Langzeitarchivierung gedacht und gingen kaputt. Auch meiner Meinung nach sollte jedes Fernsehprogramm wie gesendet archiviert werden. Ist heute auch einfacher geworden. Trotzdem stellt sich gerade heute die Frage, ob das dann zB auch für Internet-Übertragungen gilt. Muss jedes Privatvideo auf Youtube archiviert werden, jeder Blogger seinen Stream?

  10. Shalashaska says

    1. August 2012 at 22:40

    @cervo

    Inwiefern ist das Archivieren von Fernsehprogrammen denn einfacher geworden?
    Man muss immerhin ein Medium benutzen, dass sich nicht nur zehn Jahre hält …mir ist bis jetzt keines bekannt, dass wirklich den Anforderungen eines Archivs genügen würde…

  11. cervo says

    2. August 2012 at 7:01

    @Shalashaska

    Das ist ist richtig. Ich meine auch eher die Aufzeichnung. (Langzeit-)Archivieren (von Dateien) ist sicher nicht einfacher. Es braucht weiterhin Magnetband (und Backup und ständiges umkopieren.)

  12. naund says

    2. August 2012 at 7:51

    Zum Running-Gag: Schon mal drauf gekommen, dass dein zweiter Vorname als erster Teil eines doppelten Nachnamens angesehen werden könnte und deshalb der erste Vorname regelmäßig verschwindet?

  13. Basic.Master says

    2. August 2012 at 11:11

    Auf YouTube könnte man eigentlich viel mehr von RTL finden, aber RTL lässt dort selbst aktiv Videos löschen, die Leute von ihren VHS-Bändern digitalisiert und hochgeladen haben.

  14. Wolf Thomas says

    2. August 2012 at 13:52

    1) Literaturhinweis: Susanne Betzel: Programmarchiv der RTL Television GmbH: Die Contentbank – Das digitale Programmarchiv der Mediengruppe RTL, in: Für die Zukunft sichern! Bestandserhaltung analoger und digitaler Unterlagen. 78. Deutscher Archivtag 2008 in Erfurt (=Tagungsdokumentationen zum Deutschen Archivtag, Band 13), Fulda 2009, S. 97-98
    2) Auch hier wird diskutiert: http://archiv.twoday.net/stories/115271061/

  15. Inge says

    2. August 2012 at 13:57

    Dass Landesmedienanstalten Programme der privaten Radio- oder TV-Sender archivieren, wäre mir neu. Da wirst Du nicht weiter kommen, fürchte ich…

  16. Wolf Thomas says

    2. August 2012 at 13:59

    Zur Rechtslage:
    ” …. Lediglich das Landesmediengesetz Nordrhein-Westfalen vom 5. Juni 2007 (3) gibt Aufschluss über Aufbewahrungsfristen der lokalen Medienanstalten:
    “ ….§ 43 Einsichtnahmerecht und Aufzeichnungspflicht
    (1) Die Sendungen sind vom Veranstalter in Ton und Bild vollständig aufzuzeichnen und auf-zubewahren. Bei Sendungen, die unter Verwendung einer Aufzeichnung oder eines Films verbreitet werden, kann abweichend von Satz 1 die Aufzeichnung oder der Film aufbe-wahrt oder die Wiederbeschaffung sichergestellt werden.
    (2) Die Pflichten nach Absatz 1 enden drei Monate nach dem Tag der Verbreitung. Wird in-nerhalb dieser Frist eine Sendung beanstandet, enden die Pflichten nach Absatz 1 erst, wenn die Beanstandung durch rechtskräftige gerichtliche Entscheidung, durch gerichtli-chen Vergleich oder auf andere Weise erledigt ist. …..”
    Weitergehende Regelungen zu Aufbewahrungs- bzw. Archivierungspflichten der Medienanstalten finden sich nicht. …”
    aus: http://archiv.twoday.net/stories/49602987/

  17. Mathias Leenders says

    2. August 2012 at 15:31

    Als ich die Überschrift las, dachte ich “Ja, genau. Das wünschte ich auch schon immer.”
    Aber wenn man es weiter denkt, dann kommt man vom Buch- über ein Zeitungs- , Radio- und Fernseh- zum Internetarchiv. Klar, sowas ähnliches gibt es schon (rudimentär), aber ein ernstzunehmendes Archiv müsste ja wohl danach streben, komplett zu sein, es müsste also jeder in diesem Medium gesendete Inhalt (natürlich unabhängig von seiner Qualität) vollständig archiviert werden. Bei Büchern ist das recht übersichtlich, auch mit Kleinstauflagen, bei hunderten regionalen und überregionalen Radiosendern wird es schon recht komplex, beim Fernsehen ähnlich. Noch mehr, wenn man es gleich international betrachten will. Aber wie sollte man erst jede weltweit existierende Internetseite mit jedem Zustand, den sie zu jeder Sekunde der Geschichte hatte, archivieren?

  18. Christian Berger says

    2. August 2012 at 19:05

    Also Bänder gehen, wenn sie richtig gelagert werden, nicht kaput. Und selbst bei falscher Lagerung kann man recht viel retten. Tendentiell kann man sagen, dass alte Formate zum Teil etwas empfindlicher waren weil man da noch nicht so viel über die Herstellung von Magnetbändern wusste. 2 Zoll Qudruplex neigte dazu sich beim Abspielen stark abzunutzen. Zu Zeiten von U-Matic, und somit auch dem Deutschen Privatfernsehen war das aber längst erledigt, auch weil die Rekorder das Band weniger stark stressten.

    Das mit dem “demagnetisieren” von Bändern war früher eine Sorge, die heute unbegründet ist. Was aber passiert ist, dass die Bänder die nächste Bandlage im Laufe der Jahre magnetisiert. Das passiert aber nur dann wenn die Bänder nicht gespult werden und zeigt sich in einem Echo.

    Ich würde sagen, der triffigste Grund warum was nicht archiviert wurde ist dass die einfach keinen Platz hatten. U-Matic war groß, noch größer als VHS und hatte nur eine Laufzeit von einer Stunde. Die richtigen Produktionsformate waren sogar noch größer. Platz ist das Hauptproblem in Archiven.

  19. Klaus says

    2. August 2012 at 19:27

    Neulich hat RTL die erste Wer Wird Millionär Folge aus dem Jahr 1999 ausgestrahlt.
    Eine Archivierung scheint also stattzufinden.

  20. Wolf Thomas says

    3. August 2012 at 9:02

    Kurze zutreffende Inhaltsanalyse des hier genannten Vortrags von Susanne Betzel:
    http://archiv.twoday.net/stories/115271061/#115271996

Trackbacks

  1. Aktuelles 31. Juli 2012 — neunetz.com sagt:
    31. Juli 2012 um 12:29

    […] Ich wünsche mir eine Deutsche Nationalmediathek, oder: Das kurze Gedächtnis von RTL "Gibt es etwa kein Archiv bei RTL? Sind wirklich Jahre an Sendungsmaterial verloren? Ich kann diese Frage nicht umfänglich beantworten, muss aber annehmen, dass hier ein entscheidener Unterschied zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern zu sehen ist. Warum sollte ein rein Profit-orientierter Sender (das ist kein Vorwurf) ein historisches Archiv betreiben? Es bedeutet lediglich Aufwand und keinerlei Nutzen. Mitarbeiter, Lagerräume, Ressourcen sind nötig. Werbezeiten lassen sich dort nicht verkaufen und es gibt daher keinen ökonomischen Anlass." […]

  2. Das ist ja sowas von 19. Jahrhundert: Über Archivierungswürdigkeit, kulturelle Arroganz (und Nerds) | Leitmedium sagt:
    9. August 2012 um 11:08

    […] Skip to content HomeÜberImpressum ← Ich wünsche mir eine Deutsche Nationalmediathek, oder: Das kurze Gedächtnis von RTL Landesmedienanstalten führen keine Archive […]

  3. Landesmedienanstalten führen keine Archive | Leitmedium sagt:
    9. August 2012 um 11:19

    […] meiner vergeblichen Archiv-Recherche bei RTL, habe ich mich an die für RTL zuständige »Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen« […]

  4. RTL sieht sich nicht in der Pflicht, Archiv zu öffnen | Leitmedium sagt:
    9. August 2012 um 22:20

    […] bei RTL nach einem Archiv wurde so beantwortet, dass man annehmen musste, es gäbe keines. Ein Kommentar hier im Blog machte mich aber stutzig: In den Jahren 1987 bis 1989 habe ich als Aushilfe […]

  5. Museum für Kommunikation Frankfurt hat 45.000 Bänder RTL-Archiv – zeigt sie aber nicht gern | Leitmedium sagt:
    17. August 2012 um 10:59

    […] meiner Suche nach einer Aufzeichnung von RTLplus aus dem Jahr 1984 hat mir die RTL-Pressestelle mitgeteilt, dass das eigene Archiv nicht öffentlich sei und die […]

  6. Die 80er haben angerufen: Ein kleiner Streifzug durch die Februar-Ausgaben der BILD-Zeitung 1981 | Leitmedium sagt:
    26. August 2013 um 17:02

    […] in allem war der Ausflug ins BILD-Archiv die Gegenthese zum unprofessionellen Umgang von RTL mit ihrem Archiv, von dem ich bereits berichtete (mit Nachtrag). Kulturwissenschaftlich geben die Ausgaben einiges her. Es ist bedauerlich, dass […]