Ich habe schon länger nichts mehr zu Hacker in Filmen und Serien gebloggt. Ich denke, der Hauptgrund ist: Der Drops ist ein wenig gelutscht. In den letzten Jahren sind immer mehr Hacker-Figuren aufgetaucht, es kommt langsam mehr Diversität ins Spiel und nicht alle Produktionen greifen permanent in die Klischeekiste. Auch die Aufarbeitung geht voran. Gerade erst habe ich eine Masterarbeit zugeschickt bekommen mit dem Titel” Jugendliche Rebellen, paranoide Einzelgänger und Kollektive von Weltverbesserern. Der Hacker als Held einer technisierten Gesellschaft”, in der viel aus der CRE Folge zum Thema von Tim Pritlove und mir zitiert wird.
Jedenfalls gab es in letzter Zeit nicht unbedingt viel dazu zu sagen, aber gerade hatte ich so einen “Aha!”-Moment. Nachdem hier eigentlich ein Verriss der Hacker-Serie “You are Wanted” im Entwürfe-Ordner liegt und nicht fertig wird (weil selbst das zu schreiben langweilig ist), sah ich beim Durchbingen der zweiten Staffel “Stranger Things” diesen Bildschirm aufblitzen:
Nun ist Stranger Things keine Hacker-Serie, aber in der Szene geht es um einen Hack: Ein Sicherheitssystem muss umgangen werden. Auch wenn der Bildschirm nur sehr kurz zu sehen ist, hat man sich die Mühe gemacht, BASIC-Code zu schreiben, der technisch nachvollziehbar genug ist, dass man zumindest darüber diskutieren kann, wie dieser Reddit-Thread zeigt. Hier nochmal der Quelltext in voller Länge:
Um zu zeigen, wie detailliert da diskutiert, hier zusammengefasst, einige Punkte, die als vorgetragen werden (Die Liste soll keine Wertung der Argumente sein):
- Es ist historisch richtig, dass BASIC als Programmiersprache verwendet wird.
- Es ist falsch, dass Kleinbuchstaben verwendet werden. Der verwendete Rechner unterstützte dies wahrscheinlich nicht.
- Es ist falsch, dass Code eingerückt wird. Das ist für den Zuschauer, der das heue sieht, gut, um den Code zu lesen, wurde damals in BASIC aber nicht gemacht.
- Der Code verwendet Funktionen, die so in BASIC (vor allem zu der Zeit) nicht üblich waren.
- Es wird drüber diskutiert, ob der Algorithmus viel zu umständlich oder ziemlich schlau ist.
Das Bemerkenswerte an dem Beispiel: Mit nur wenig Aufwand kann ein Hack gut genug dargestellt werden, dass er für eine Fan-Debatte herhalten kann. Es ist nur Pseudo-Code und auch historisch nicht korrekt. Aber man merkt, dass hier Liebe zum Detail drinsteckt und es ist besser, als mal wieder Matrix-artig Buchstaben über den Bildschirm fliegen zu lassen oder unbedingt irgendwas Dreidimensionales zu zeigen, weil es irgendwie cool aussehen soll (aber einfach keinen Sinn macht), wie zum Beispiel in Your Are Wanted:
Der Code in Stranger Things ist kein wirklich funktionierendes und historisch korrektes Programm, sondern ein eher gut lesbares Konzept. Das ist ein guter Kompromiss aus Fiktionalität, vorstellbarer technischer Umsetzung und historischem Bezug. Ich wünsche mir mehr solcher Umsetzungen.
p.s.: Und hier noch für die Interessierten: Der Bootscreen vorher
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