Seit knapp sechs Jahren arbeite ich für das Berliner Startup Moviepilot. Heute ist ein besonderer Tag: Die deutsche Seite moviepilot.de wurde verkauft.
Wenn man hauptsächlich in StartUps arbeitet, erlebt man den ein oder anderen Verkauf einer Firma. Bei Moviepilot ist er für mich ein besonderer, denn ich fühle mich der Firma besonders verbunden. Ich habe dort angefangen, als es vielleicht 15 Mitarbeiter gab, jetzt ist es eine Firma mit dutzenden Angestellten und Praktikanten. In der Zwischenzeit ist moviepilot.de zur größten deutschen Filmcommunity neben Filmstarts geworden. Mein heimlicher Favorit der Seite war und ist die Recommendation Engine, die einem Filmbewertungen vorhersagt. Ich hielt das anfangs für Schnickschnack, musste mich aber dem Algorithmus geschlagen geben, als er “Gran Torino” vorschlug. Nie im Leben hätte ich einen Film mit Clint Eastwood gesehen und war fast erschüttert, den Film zu meinen Lieblingsfilmen zählen müssen.
Neben der deutschen Seite hat sich in den letzten Jahres noch ein zweites Produkt herauskristiallierst: der technisch und inhaltlich völlig verschiedene amerikanischer Ableger moviepilot.com. Während moviepilot.de bereits eine profitable bekannte Marke ist, arbeitet moviepilot.com noch an einer Strategie. Die deutsche Webseite wurde nun an den französischen Investor “Webedia” verkauft. Das ist insofern interessant, als Webedia auch der französische Martkführer AlloCiné und deren deutsche Tochter Filmstarts gehören. Hier ballt sich also einiges an Reichweite im Medienbereich. Ich fand die Selbstvorstellungsrunde der Investoren recht spannend, die an den bekannten Verlagshäusern vorbei eine eigene Strategie in Europa aber auch Asien fahren und gerade auf Einkaufstour sind.
Ebenso spannend ist es, in einer Firma zu arbeiten, die nun geteilt wird, da im Rahmen des “Asset Deals” für 15 Millionen Euro quasi die Hälfte der Firma den Besitzer wechselt. Da muss man vorher nicht nur genau festlegen, wohin nun eigentlich die heißgeliebte Espressomaschine geht, sondern auch, wie jeder Arbeitsplatz zu genau verorten ist. Das ist manchmal nicht leicht – allein ich arbeite eigentlich seit Jahren für .de und .com gleichzeitig und muss mich nun organisatorisch aufspalten, werde mich aber letztlich zukünftig vor allem beim amerikanischen Ableger einbringen, bei dem noch so einiges zu machen ist.
Nach den ganzen Berliner Pleiten und Misserfolgsgeschichten wie Amen, freue ich mich schon, einen kleinen Teil beigetragen zu haben, dass ein profitables Unternehmen mit festen Arbeitsplätzen geschaffen wurde. Es fühlt sich dort nicht mehr so recht startupig an und das ist wohl auch gut so. Jetzt gibt es zur Feier einen Espresso und ich bin gespannt, was der amerikanische Markt noch so für Überraschungen birgt.
[Update]
Das Wall Street Journal berichtet recht ausführlich über den Verkauf.
Glückwunsch! Jetzt gebt mal bitte Geld für ein zeitgemäßes Redesign aus.