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Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

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Dokumentarfilm “Hacker” ab 18. November in den Kinos

19. Oktober 2010 by leitmedium

Im letzten Jahr wurde im Rahmen des Chaos Communication Congress das erste Mal der deutsche Dokumentarfilm “Hacker” in einer öffentlichen Preview mit anschließender Diskussion im Berliner Kino Babylon gezeigt. Nach der Festivalsperre ist der Film nun ab 18. November in den Kinos.

Über den Film habe ich im Januar bereits in einem Radio-Interview auf Fritz mit Caro gesprochen. Ein ausführlicheres Interview mit dem Regisseur gibt es auf Radio Corax.

Ich habe den Film bisher nicht rezensiert, da im Rahmen des Screenings auf dem Congress nicht ausreichend Zeit war, sich den Film in Ruhe anzusehen. Ich kann es daher auch aktuell noch nicht nachholen, jedoch einige Worte vorab:

Regisseur Alexander Biedermann hat sich im Film für einen bestimmten Fokus entschieden: Er zeigt, interviewt und begleitet fünf Personen in einem zurückgezogenen Umfeld. Der Dokumentarfilm ist kein Stück über Hackerszene, Hackerkultur oder technisch-moralische Fragen. Vielmehr werden fünf Hacker gezeigt, die verschiedener nicht sein können – vom CCC-Urgestein Steffen Wernery, der sich in der Diskussion nach dem Screening und einem persönlichen Gespräch eher unglücklich über den Film äußerte, über Marko Rogge, der neben seiner professionellen Arbeit kurz einen Moment Einsamkeit aufblitzen lässt, zum extrovertierten Paul Ziegler, der eine mehr als schillernde Figur abgibt und nach dem Screening sehr unterhaltsam aus dem Nähkästchen plauderte.

“Hacker” ist also keine Dokumentation über die Hacker-Szene oder ein Versuch über Motivation und Psychologie von Hackern. Es ist ein Mosaikstein und als solcher verstanden eine der besten Filme über Hacker, die ich im Rahmen meiner Arbeit über Hacker-Filme bisher gesehen habe.

Mehr zum Film. Aus der Ankündigung:

Der Hacker – einst Robin Hood der Datennetze, heute einsamer Nerd, Krimineller oder gar Datenterrorist? Jedes Jahr verbreiten sich Unmengen neuer Viren und Würmer, die für immense Schäden sorgen. Oft werden Hacker damit in Verbindung gebracht. Doch der Hacker ist ein ambivalentes Wesen. Einerseits für sein Spezialwissen gefürchtet und verfolgt, verdient die IT-Sicherheitsindustrie Milliarden mit Hackern und der durch ihre Existenz erzeugten Internetgefahr. Zugleich werden fähige Hacker von der Industrie angeworben, um Sicherheits-Software, Anti-Viren-Programme und Firewalls zu entwickeln, die das Internet vor Viren, Würmern und gefährlichen Hackeraktivitäten schützen sollen. Eine paradoxe Situation. Was ist der Hacker also heute – mehr „Datenterrorist“, mehr „Robin Hood“ oder doch nur Angestellter mit Urlaubsanspruch und Rentenversicherung?

In seinem Debütfilm trifft Alexander Biedermann fünf Hacker verschiedener Generationen und hinterfragt ihr Sein, ihren Antrieb. Porträtiert werden Hacker der Gegenwart, die mittels Viren und Würmern die Grenzen der Computersysteme neu definieren und sich Anerkennung verschaffen wollen. Ihnen gegenüber stehen Hacker der alten Generation. Es kommen diejenigen zu Wort, die mit dem legendären NASA-Hack in den 80ern in Verbindung gebracht wurden. Damals galten auch sie als neue unberechenbare Gefahr, als Kriminelle. Alle fünf verbinden ihre Erfahrungen mit einem Gefühl von Macht: Dass sie mit wenigen Programmzeilen erheblichen Einfluss auf Funktionen der Informationsgesellschaft nehmen können. Dabei erklären sich die Hacker als Schützer und Bewahrer. Doch die Grauzone zwischen Legalität und Illegalität sowie eigenen Zielen und gesellschaftlichen Notwendigkeiten werden zum Prüfstein ihrer Biografien.

So deckt der Film überraschende Parallelen zwischen den Generationen auf, denn sie alle werden vom realen Leben eingeholt. HACKER ist ein Porträt, das sich auf die menschlichen Spuren im Datennetz begibt und die persönlichen Geschichten dahinter erahnen lässt.
Quelle: Ankündigung des Regisseurs per E-Mail

Die offizielle Webseite zum Film ist erreichbar unter www.hacker-film.de. Es gibt auch eine Facebook-Seite.

Filed Under: Hacker, Kino, Medien, Nerd

Comments

  1. Marcel Eichner says

    19. Oktober 2010 at 10:09

    Das klingt wirklich sehr interessant. Vielen Dank dass Du mich auf den Film aufmerksam gemacht hast! Den werd ich auf jeden Fall nicht im Kino verpassen!

Trackbacks

  1. Trailer zu “Hacker – Porträt einer Gegenkultur” | leitmedium.de sagt:
    24. Oktober 2010 um 22:37

    […] Springe zum Inhalt HomeImpressum ← Dokumentarfilm “Hacker” ab 18. November in den Kinos […]

  2. Dokumentation “Hacker. Porträt einer Gegenkultur” auf DVD | leitmedium.de sagt:
    7. Juni 2011 um 21:49

    […] Porträt einer Gegenkultur” auf DVD Publiziert am 7. Juni 2011 von ccm Bereits letztes Jahr wurde an dieser Stelle von der recht gelungenen Dokumentation “Hacker. Porträt einer […]