Es ist Frühling – das mag man zumindest meinen, wenn man der derzeitigen TV-Werbeflut für Partnervermittlungen glauben mag. Da kämpfen glückliche Gesicher von Friendscout (welch Name) und Parship (auch kaum besser) um die Gunst der zahlenden Kundschaft. Also es ist natürlich kostenlos, so die AGB von Friendscout, solange man nicht darauf hingewiesen werde, dass es etwas koste. Ein bisschen Tautologie darf ja erlaubt sein.
Da fällt auf, dass zunehmend das Moment des glücklichen oder ergriffenen Menschen vor und am Computer gezeigt wird. Gerne wird schon mal ein Monitor geküsst oder als zeitweiser Tanzpartner genutzt. Vielleicht ist das Vergießen von (Freuden-)Tränen vor einem Medium ja ein Indiz für dessen Akzeptanz. Sicher ließe sich anhand der Emotionalität der Mediennutzung beweisen, wie verbreitet und akzeptiert ein (nicht nur technisches) Medium ist: Brief, Telefon, Fax, SMS – alle begannen sie förmlich, man wusste nicht so genau und eroberten erst dann die Privatsphäre. Ein Medium, das der Partnerschaftsanbahnung dient, ist somit ein altes Medium. Geküsst sei der Computer.
Bleibt die Frage, warum jetzt? Rechnet man mit Menschen, die einsam ihren Urlaub daheim verbringen, frustiert allein aus einem rückkehren oder in der Hitze ihren Körper an einen anderen schmiegen wollen? Oder hofft man einfach auf Idioten, die tatsächlich den viel beworbenen Teletext-Chat in Anspruch nehmen? Kostenpflichtige SMS (30 Cent pro Zeile, da weiß man den Wert eines Wortes noch zu schätzen) schicken und dann im Teletext die Antworten lesen, das ist schon fast sportlicher Umgang mit Medien, Hut ab.