Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

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Ist es ein B? Nein, das große Eszett!

12. August 2007 by leitmedium

Es ist der siebenundzwanzigste Buchstabe des Alphabets und irgendwie verbindet sich eine Hassliebe mit ihm. Das Eszett, ß, ist deutscher Sprachstolz und der Untergang des Zeichensatzes zugleich. Welche Diskussionen sich doch um die Änderung der letzten Rechtschreibreform rankten, als das “daß” aufgrund der Art des s-Lautes in ein “dass” überführt wurde (Ich gebe zu, ein Anhänger dieser Änderung zu sein, da sie doch logisch nachvollziehbar ist). Doch das Problem blieb: Das ß macht Sorgen und besonders dann, wenn die Versalien – Großbuchstaben – ins Spiel kommen. Wie nur schreibt man Großbuchstaben groß? GROSSBUCHSTABEN? GROSZBUCHSTABEN? GROßBUCHSTABEN? Alles erscheint als Zwischenlösung, doch die Hilfe naht.

Nachdem in den letzten einhundertachtundzwanzig Jahren mehrere Vorstöße gemacht wurden, steht der Großbuchstabe Eszett nun vor seiner Aufnahme in den Internationalen Zeichensatz ISO 10646 (Unicode). Einen Eindruck vom großen ß bekommt man auf der Deckblat der Ausgabe 9 der Zeitschrift Signographie, sowie in der Formstudie “Zur Formfrage des versalen ß” von Andreas Stötzner. Die größte Kritik am großen “ß” ist übrigens die Verwechslungsgefahr mit dem großen “B”.

Bleibt die Frage, wie man das große Eszett bequem an der Tastatur eingeben soll. Auf der deutschen Tastatur ergibt das Hochstellen der Eszett-Taste immerhin ein nicht ganz unbedeutendes Fragezeichen. Doch die entsprechende Antwort wird beim Lächeln der Geißlers und Preußes über ihre neue Unbekümmertheit bei der Großschreibung ihres Namens sicher wie von selbst kommen. Vielleicht ist ja auch eine ein-Tasten-USB-Erweiterung eine Option. Oder wir verzichten auf das @ – wer schreibt schon noch E-Mails?

p.s.: Leider nicht so recht verweisbar ist die diesen Eintrag anstoßende Besprechung “Signa 9: Das große Eszett” in der Ausgabe 28 der Zeitschrift “Deutsche Sprachwelt“.

Filed Under: Kultur, Kulturgeschichte, Medien, Schrift, Sprache

Comments

  1. anne says

    15. August 2007 at 16:03

    das ß ist eine ligatur – bestehend aus zwei buchstaben: dem s und dem z. es ist also ein zweibuchstabe.

  2. ccm says

    15. August 2007 at 16:23

    Da hast Du mich auf dem falschen Fuß erwischt und ich danke für die Aufklärung. Wie ich sehe, ist auch w eine Ligatur aus “vv” – sagst Du denn zu “ß” nun immer Zweibuchstabe statt Buchstabe? Ein Blick ins Lexikon (nicht “nur” Wikipedia) bestätigt den Verdacht, dass man das “ß” trotz seiner Herkunft als Ligatur in der Regel nur als Buchstabe bezeichnet. Aber für Haarspaltereien bin ich jederzeit zu haben. 🙂

  3. anne says

    15. August 2007 at 17:46

    das mit dem “zweibuchstabe” war nicht ganz ernst gemeint, nur korinthenkackerei. 😉