Endlich wieder auf „Veröffentlichen“ geklickt. Es tut so gut, Text fertig zu schreiben und sie anderen zu zeigen. Irgendwann bin ich auch auf den Trichter gekommen, dass es nicht wichtig ist, ob zehntausende Menschen einen Text lesen. Das Netz macht mit seinen theoretischen Zugriffszahlen manchmal blind für die Bedeutung kleiner Zahlen. Wenn da so ein Blog-Post ist, den nur ein paar hundert Menschen lesen, stelle ich mir vor, diese Menschen stünden alle vor mir. Ich muss dann immer an meine Schule denken und dass wir vielleicht 600 SchülerInnen hatten. Damals haben nur ein paar Lehrer meine Texte gelesen. Weil sie es mussten und dafür bezahlt wurden. Wenn es im Netz nur wenige Menschen tun, ist das immer noch der ganze Schulhof. Die meisten auf dem Hof sagen nichts zum Text, ein paar zeigen kurz mit dem Daumen nach oben und wenige geben im Vorbeigehen einen Kommentar ab.
Dieses kurze Feedback macht Mut für den nächsten Text. Oder zerstört ihn. Oh mein Gott, jemand hat etwas Kritisches gesagt! Das kann einem wirklich den gesamten Abend versauen. Du schreibst einen Text, hunderte oder tausende Menschen lesen ihn. Viele schweigen, einige geben irgendwelche Daumen oder Herzen und dann kotzt Dir einer drei Sätze ins Kommentarfeld. Das macht Dich dann fertig, obwohl Du weißt, dass Du negative Kommentare viel zu wichtig nimmst. Weil Dein Gehirn ihnen mehr Bedeutung gibt. Das ist so scheiße ungerecht vom Gehirn. Dir und anderen gegenüber. Ey, Gehirn, reiß Dich zusammen und sieh mal die Fakten: Hundert Personen hat der Text gefallen, einer nicht. Rückmeldung vom Gehirn: »Sorry, Psychozeug, kann ich nichts machen.« Danke für nichts.
Was tun? Neben mantraartigem „aber Hundert hat er gefallen“ ist mir bewusst geworden, wie unglaublich dankbar ich für positives Feedback bin. Diese kurzen Texte, die etwas mehr als ein Daumen hoch sind, lassen dann irgendwann doch die wenigen negativen Textfetzen nicht verschwinden aber verblassen. Und was kann ich dafür tun? Ich kann mich mehr dazu motivieren, selbst danke zu sagen. Für dieses Jahr habe ich vorgenommen, mich jede Woche explizit bei einer Person für einen Text, ein Foto oder ein Video zu bedanken. Das klingt ein wenig Beamten-mäßig, aber so vergesse ich es wenigstens nicht. Keine epischen Dankesreden – einfach ein Feedback. Einmal die Woche. Mindestens. Ich mache das viel zu wenig, dabei atme ich es selbst so gern ein. Wenn ich es öfter mache, vielleicht verhindere ich bei anderen einen miesen Abend. Das wär‘ doch was.
Bildnachweis: Public Domain auf Pixabay
Danke, @leitmedium! twitter.com/leitmedium/sta…
@leitmedium Danke!
@leitmedium Das war schön zu lesen. Danke.
Ja, dann mal: Danke… (und jetzt schnell zurück zur Statistik 🙂 ).
Viele Grüße
Casi
<3
Danke 🙂
Freundlichkeit bewirkt so viel Gutes <3 (und ist eigentlich so einfach).
*Daumen hoch* 😉
@leitmedium nur weils heute auch mir übern Weg lief “Dankkultur bringt es nicht.” sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen… (nicht ganz meine Meinung)
Klingt gut. Ich denke, ich werde dem in Zukunft gleich tun. Danke für die Idee!
Ich schreibe als Ventil für meine Gedanken und freue mich über jeden weiteren Menschen den ich damit helfen konnte. 🙂 Ich finde Deine Texte größtenteils super, wenn nicht dann meistens weil ich anderer Meinung bin und verzichte dann aufs trolling. 🙂
@ronsens Intellektuelles Understatement. Pah. 🙂
@leitmedium Schöne Idee <3
Hah!
Ich komme gerade vom Spazierengehen, zwischendrin haben wir in einem kleinen Café in der Pampa Kuchen (eher Teig mit viel, viel Sahne) gegessen. Beim Weggehen habe ich nochmal kurz meinen Kopf in die Küchentür gesteckt und mich für den großartigen Kuchen bedankt.
Und dann haben wir auf den nächsten Metern über Feedbackkultur gesprochen. Weil diese kleinen Gesten so wichtig sind.
(Abgesehen von der reinen “Nettigkeit” ist es ein psychologischer Fakt, das Lob mehr bewirkt als Kritik.)
Danke, mein Herz
Ich bin da voll und ganz Deiner Ansicht. Es ist ein Grund warum ich in den letzten Wochen auch bei YouTube mehr kommentiere, auch wenn es nur ein kurzes “tolles Video” ist. Und auch ein Grund, warum es – gerade bei kleineren Blogs, YouTube Kanälen etc. auch die Sachen vermehrt teile.
Ein “Schulterklopfen”, im Sinne von “super, gefällt mir”, kostet kaum Zeit aber tut soooo viel für diejenigen, die etwas geschaffen haben. Sei es ein Bild, ein Text, ein Video…was auch immer.
Danke, das Du es zusammengefasst hast. 🙂
🙂
Da lasse ich direkt ein Danke hier!! Meine Texte lesen tatsächlich nur wenige und wenn ich überhaupt Feedback bekomme, freue ich mich so dermaßen! Deshalb versuche ich so viel wie möglich zu linken, kommentieren, teilen…
Jetzt werde ich wieder noch öfter daran denken.
Ich lese hier sehr gerne!!
Danke.
@leitmedium voll die gute Idee.
Das kann ich so gut nachvollziehen. Danke für den Beitrag 🙂
Danke Dir!
@leitmedium Menschlich, ehrlich, mit Herz – solche Stimmen haben wir so nötig! Ein ganz großes “Danke!” für diesen Text!
Ich persönlich finde einsilbige “Danke”-Kommentare, die der Artikel natürlich geradezu provoziert hat, ja irgendwo Blödsinn. Es mag positives Feedback sein, aber es unterstützt keinen Diskurs, setzt sich nicht kritisch auseinander. Dann lieber flattern oder den Artikel bei Twitter teilen, meinetwegen dort mit einem kurzen Dankeswort. Das unterstützt den Autor wirklich und zwingt den Leser nicht, sich durch hunderte Einzeilerkommentare wühlen zu müssen, in der Hoffnung, auf jemanden mit einer echten inhaltlichen Ergänzung zu treffen.
(btw. fällt mir das Phänomen “Punkt.”, “Danke” oft störend bei Genderthemen und – sorry für das Wort – “Frauenblogs” auf)