Leitmedium

Es gibt kein analoges Leben im digitalen.

Caspar C. Mierau arbeitet als technischer Berater und denkt als Medienwissenschaftler, der zur Computergeschichte promoviert, über die Geschichte und Gegenwart von Technologie nach. Er schreibt und podcastet an der Schnittstelle von Praxis und Theorie, Technik und Kultur. Notiert kurze Gedanken auf Mastodon. Hat "Leitmedium" ganz offiziell als Künstlername im Ausweis stehen.

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Top-Tipp von der BILD: Sündige Mütter sollten lieber ihre Kinder verstecken, damit sie nicht Hunger leiden müssen.

2. Januar 2015 by ccm

Ich schreibe ja recht selten etwas zur BILD. Sie interessiert mich vor allem kulturhistorisch. Doch letztens ist mir der Kragen geplatzt: In der mehrteiligen Serie “Social Bettwork” reist ein BILD-Reporter (angeblich) durch Deutschland um Frauen durch Datingplattformen zu treffen – und dann so dermaßen sexistischen Unfug zu schreiben, dass man sich wundert, dass Frauen nicht gleich ein Preisschild nebst Bedienungsanleitung auf den Körper geklebt bekommen.

So richtig sauer wurde ich aber, als ich das hier las:

Unverantwortlich finde ich, dass sich wirklich viele Frauen mit ihrem Kind oder gar ihren Kindern in den Single-Portalen zeigen. Auch, weil dies durchaus abschreckende Wirkung haben kann, so nach dem Motto: Suche Ernährer!

Nach meiner Erfahrung möchte Mann sich nicht unbedingt eine Mutter mit zwei Buben auf dem Arm und traurigem Blick ans Bein binden. Deshalb: Haltet eure Kinder aus dem Spiel.

Bitte was?  Mütter sollen gefälligst ihre Kinder verstecken, damit “Mann” nicht gleich an Impotenz leidet, weil er Angst hat, finanziell ausgenutzt zu werden? Das ist auf so vielen Ebenen verkehrt, dass man gar nicht anfangen kann, sie aufzuzählen. Man muss sich nur fragen, was der Autor geschrieben hätte, wenn die Frauen erst beim Date von ihren Kindern erzählen würden. Dann wäre es wohl “Betrug”. Ach nein, ist wohl doch okay, bevor die verarmten Mütter verhungern müssen. Diese Sünderinnen:

Mein wirklich ernst gemeinter Tipp: Guckt euch den Kerl erst einmal an und wenn ihr euch beide toll findet, könnt ihr immer noch mit den Kindern rausrücken. Eure Mission ist: „Spreu vom Weizen trennen“. Aber so verhungert ihr. Keine Chance auf Winter-Weizen …
„Jeder Heilige hat eine Vergangenheit und jeder Sünder hat eine Zukunft.“ – Jo, 37

Fühl sich eben doch wohlig warm an, die 60er Jahre.

p.s.: Nichtsdestotrotz: Frohes neues Jahr!

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