Ich bestelle viel zu viel bei Amazon. Folgendes passiert – sicher nicht nur mir – regelmäßig:
- Angeblich war niemand zu Hause und das Paket landet in einem Geschäft im selben Haus. Die Öffnungszeiten von 10 bis 18 Uhr werktags bedeuten, dass ich Urlaub nehmen muss, um an mein Paket zu kommen. Ein Schild “Bitte nicht im Geschäft abgegeben” scheint in unsichtbarer Zaubertinte geschrieben.*
- Es war vielleicht wirklich niemand zu Hause und das Paket landet in einer Post-Filiale zwei Kilometer entfernt – nicht etwa in der auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Diese hat zwar nur bis 19 Uhr geöffnet, aber es besteht immerhin die Chance, es rechtzeitig zu schaffen.
- Der Klingelknopf in der ersten Etage war so verlockend, dass die armen Nachbarinnen mit frisch geborenem Kind mal wieder dran glauben müssen und tapfer entgegennehmen (Danke!).
- Irgendein Wald-und-Wiesen-Lieferdienst stellt das Paket in einem Tee-Geschäft in einem anderem Bezirk zu. Tee-Geschäfte riechen wirklich angenehm.
- Es passiert etwas von 1. bis 4., leider fehlt aber die Benachrichtigungskarte, falls sie nicht lieblos an die Eingangstür geklebt wurde (so, dass jeder sie mitnehmen kann und mit etwas überzeugendem Blick oder gefälschter Vollmacht** das Paket einfach abholt).
Anlass genug also, sich doch endlich mal bei der Packstation anzumelden. Die nächste ist zwar ein Stück entfernt, aber dafür rund um die Uhr erreichbar. Gesagt, getan: Ich klicke nachts rum, eröffne einen Account und bin sofort genervt, weil man mich zum Post-Ident nötigt. Ich soll also erstmal meinen Ausweis in der Postfiliale vorzeigen. Nicht etwa, dass ich die eID-Funktion meines Personalausweises nutzen kann, für den ich tatsächlich ein Lesegerät besitze, oder mich wie bei Number26 einfach per Videokonferenz anmelde, nein: persönliche Anwesenheitspflicht. Ok.
Nach dem Pflichttermin in der Postfiliale, bei der einem eine leichte Hasswelle aus der Schlange in den Rücken schwallt, weil Post-Ident eben ein paar Minuten dauert, hatte ich immerhin nach drei Wochen meine Zugangsdaten für Packstation.
Bei der nächsten Amazon-Bestellung also stilsicher “Packstation” auswählen. Das funktioniert gut, Amazon bietet einen extra Dialog dafür an. Als Prime-Kunde die schnelle Zustellung ausgewählt und nun warten…
und warten…
und warten…
Und dann kam diese E-Mail:
Sehr geehrter Herr Mierau ,
für Sie ist eine DHL Express Sendung aufgrund der vollständigen Belegung der ausgewählten PACKSTATION im
DHL Express Depot
Forckenbeckstr.9-13
14199 Berlinhinterlegt.
Sie können Ihre Sendung mit Ihrer Goldcard, Ihrem Personalausweis und unter Angabe der Sendungsnummer zu folgenden Öffnungszeiten im DHL Express Depot abholen:
Montag bis Freitag von 08:00 bis 20:00 Uhr
Samstag von 08:00 bis 12:00 UhrGleichzeitig bieten wir Ihnen die Möglichkeit, sich die Sendung an eine von Ihnen zu nennende Hausadresse zustellen zu lassen.
Dazu vereinbaren Sie bitte einen Termin unter der Servicenummer 018 06/ 345 300 1 (20 Cent pro Anruf aus den deutschen Festnetzen; höchstens 60 Cent pro Anruf aus den deutschen Mobilfunknetzen).
Sie erreichen uns unter dieser Servicenummer von Montag bis Freitag in der Zeit von 07:00 bis 20:00 Uhr und Samstag in der Zeit von 07:00 Uhr bis 16:00 Uhr.PS: Aus technischen Gründen erfolgt keine Benachrichtigung per SMS – wir bitten dies zu entschuldigen.
Besagtes DHL-Express-Depot befindet sich nur 14 (in Worten: vierzehn) Kilometer vom eigentlichen Ziel entfernt. V.i.e.r.z.e.h.n. Und einem Paket hinterhertelefonieren, dass man eigentlich per Express in eine rund um die Uhr erreichbare Packstation liefern lassen wollte, damit man unkompliziert rankommt: nein, nein, nein.
Doch was ist eigentlich das Problem? Ich googelte etwas hinterher und die Lösung ist absurd: Wer mit Amazon Prime bestellt, bekommt Lieferungen zügig per DHL Express. Für DHL Express wiederum sind in den Packstationen Fächer reserviert. Das klingt bisher hierhin sinnvoll, aber: DHL Express darf nur diese wenigen reservierten Fächer nutzen. Sind sie voll, wird die Lieferung in die Zentrale mitgenommen. Das bedeutet, dass man, wenn man in einer Gegend mit hohem Bestellaufkommen wohnt, bei einer Bestellung über einen Express-Dienst an eine Lieferstation eben Pech hat und das Paket am anderen Ende der Stadt landet. Hätte man das Paket nicht per Express bestellt, wäre es ein, zwei Tage später angekommen, aber wahrscheinlich in der Packstation gelandet. Prima Sache, DHL.
Das erinnert mich wieder dran, wie sehr ich mir Paketstationen im Hausflur wünsche – oder größere Briefkästen. Wer auf dem Land wohnt, kann sich mittlerweile einen eigenen DHL-Paket-Kasten vor die Tür stellen. Sieht nicht sehr hübsch aus, aber scheint eine gute Lösung zu sein.
In Berlin sah ich letztens einen Flyer von einer Firma, die Paket-Lieferungen entgegennimmt und sie mit einer Box und einem Kabel an der Wohnungstür befestigt. Sieht auch gewöhnungsbedürftig aus, wäre mir aber auch lieber als dieses ewige Rumgerenne.
Dem Paket habe ich nicht hinterhertelefoniert, sondern schmollend die Rückerstattungs-Mail abgewartet. Das mit der Packstation lasse ich einfach bleiben. In anderen Gebieten klappt es wohl ganz gut. Man sollte aber mit gedämpften Erwartungen rangehen.
- Irgendwann schreibe ich mal auf, wie ich ein Paket im Thor-Steinar-Geschäft abholen musste.
** Zur Vollmacht noch folgende Anekdote: Möchte man ein Paket abholen, für dass man seinen Ausweis vorzeigen muss und hat diesen nicht bei, kann man vor den Augen der Post-Beamten eine Vollmacht einer beliebigen umstehenden Person ausstellen, die einen Ausweis bei hat und diese Paket abholen lassen. Das sorgt für leicht entzürnte Blicke, funktioniert aber gut.
@leitmedium Verwirrend, ich nutze schon seit Jahren eine Packstation & auch die Express Lieferungen landeten immer in der nächsten Filiale.
@NeoNacho Puh, Glück gehabt.
@leitmedium ohne zu klicken habe ich das Intro vom “Krankenhaus am Rande der Stadt” im Ohr youtu.be/PmErtOSoLbM?t=…
@saumselig Passt. In diesem Fall noch mit der Einschränkung „für Privatpatienten Pflicht“
@leitmedium Das Express-Problem hatte ich auch mal, m.E.n. ist DHL _Express_ bei amazon eine echte Ausnahme. 95% kommt mit DHL (auch Prime)
@leitmedium Mein Postfach behauptet: 1 aus 65 Sendungen an die Packstation kam mit DHL Express. Die PS funktioniert für mich 1A 😉
@klapauzius Interessant. Verstehe nur nicht warum Amazon nicht einfach vor Express+Packstation warnt.
@klapauzius Ich vermute, es handelt sich um regionale Probleme (Also wo wie hingeliefert wird und wie da die PS belegt ist)
@leitmedium @DHLPaket Paketkasten ist für ankommende Pakete toll. Theoretisch kann man auch abholen lassen. Praktisch klappt das nur selten
@leitmedium “Theoretisch” geht DHL Express an PS ja… theoretisch… die haben aber nur wenige Fächer pro PS, der Rest ist DHL ohne Express
hab das wie so viele auch durch und lasse nun direkt an eine postfiliale liefern. das kommt nun immer an
@klapauzius aber warum die nur wenige Fächer nutzen dürfen ist unklar, oder? 🙂
@leitmedium Keine Ahnung. Bestimmt ein IT-Problem.
@klapauzius Techniker ist informiert! 🙂
@leitmedium Wie sieht’s mit Paketen in die Arbeit aus? Ist zwar irgendwie verbrämt, aber hält letztlich AN stressfrei und länger im Büro.
@e2b Ja, das ist eine gute Alternative. Ich arbeite leider für verschiedene Firmen, da wird es fitzelig.
@e2b Ich denke aber, dass es eine gute Geste von Arbeitgebern ist, wenn sie das zulassen.
@leitmedium Teilweise kommt die Post da eh schon auf dem Rollwagen und wie gesagt, sehe da eher Vorteile für den Arbeitgeber.
@leitmedium Wenn es evtl. besser ist: Man kann nach der Registrierung übrigens auch Pakete direkt in eine Filiale schicken lassen.
@leitmedium LOL @** Vollmacht für irgendwen
@fhatti 🙂
Mir wurde einmal mitgeteilt, die »DHL-Express«-Pakete haben einen höheren Versicherungswert und dürften daher nicht in jeder »normalen« Filliale abgegeben werden. Aus dem Grunde konnte ich mein Paket nicht in der Filliale nebenan* abholen, sondern durfte einmal quer durch Köln zum entsprechenden Depot reisen.
*Nebenan meint hier wirklich nebenan, die Mauern des Wohnhauses und der Postfilliale berühren sich.
Mir hat mal ein Freund zum Geburtstag Muffins geschickt. Da die auf dem Weg nicht schlecht werden sollten, hat er DHL Express gewählt. Leider war ich nicht zu Hause und so landete das Paket in der Filiale. Das Absurde: DHL Express kann anscheinend auch nicht die normalen Post Filialen nutzen. Ich habe damals im Süden von München gewohnt. Die DHL Express Filiale befindet sich ganz im Norden. Schnellster Weg (mit dem Auto): 45 Minuten. Für eine Strecke. Für eine Zweitzustellung konnte man zwischen 3 verschiedenen Zeitfenstern à 6 Stunden wählen. Ich habe von 7 bis 20 Uhr gearbeitet und keins der Zeitfenster passte. Hätte der Fahrer nicht (ohne Ankündigung) Abends noch mal vor der Tür gestanden, würde ich wahrscheinlich heute noch verzweifelt durch München laufen auf der Suche nach vergammelten Muffins.
Inzwischen bin ich ja ein großer Fan vom Ins-Büro-liefern-lassen. Nur bei schweren Sachen nützt mir das nichts. Aber ich wohne im 1. Stock, da kommen Pakete ja auch ab und zu mal an.
Also meine Packstation, von der ich lange ein großer Fan war, wurde gehackt und ich bekam dann SMS über eingelagerte Lieferungen im Wedding…ein iPhone, ein MacBook und ‘ne PlayStation hatte ich bestellt…
Also wurde auf Deinen Namen bestellt und abgeholt?!
Jupp. ? Primär bei Pearl, wo ich noch immer ein Kundenkonto habe mit falschem Geburtsdatum…
Gauner, die bei Pearl bestellen. Pfff. 🙂
Hier bei uns in USA läuft das so: im Hausflur steht ein Tisch, auf den der Paketbote seine Pakete ablegt und dann wieder geht. Wenn man abends nach Hause kommt schaut man einfach kurz nach ob da was für einen dabei ist.
Wird aber sicher seine Gründe haben, warum diese Tisch-Technologies in Deutschland nicht machbar ist. Wahrscheinlich zu hightech.
Ist das generell in den USA so oder eher in Gated Communities bzw. “besseren” Wohnvierteln?
In Deutschland (Trier/Hamburg) nimmt in der Regel nicht mal der Nachbar direkt nebenan Pakete an (kenn ich nicht, zu groß, fahre in Urlaub….). Für die amerikanische Tisch-Technologie sind die Kunden die ich kenne durch die Bank zu paranoid, da könnte ja der Nachbar, oh Gott oh Gott und überhaupt….
Die geschilderten Fälle sind natürlich ärgerlich, kann man aber häufig auch mit der völligen Überlastung der zuständigen Zusteller erklären. Gerade in Großstädten wie Berlin sind schlecht bezahlte Subunternehmer auch bei DHL eher die Regel als die Ausnahme. Zeit- und Quotendruck tun ihr übrigens. Solange sich daran nicht ändert, wird auch der Service immer mehr leiden, früher mal das große Alleinstellumgsmerkmal des Staatsunternehmens.
Ich habe bei Amazon diverse Zustelladressen hinterlegt, die ich je nach Ware auswähle:
1x Packstation in der Nähe der Wohnung
1x Packstation auf dem Arbeitsweg (für kleine Pakete, die nicht schwer sind)
1x DHL-Paketshop für große Pakete, die nicht in die Packstation passen oder für die Tage vor Weihnachten, wenn die Packstation eh überfüllt ist.
1x Hermes-Paketshop für ganz große oder schwere Pakete, die nicht per DHL verschickt werden
Meine Strategie: Sobald irgendwas nicht in der Packstation sondern in der Filiale landet bestelle ich den identischen Artikel einfach nochmal und lass den ersten zurück gehen.
Meine Hoffnung: Irgendein Data Scientist bei Amazon guck sich das mal an und DHL bekommt einen ordentlichen Einlauf.
Bei mir funktioniert die Packstation eigentlich tadellos.
Ein wenig – hmm – undurchdacht fand ich allerdings die Tatsache, dass mir meine Packstationskarte (eine Karte!) als Päckchen zugestellt wurde, welches ich – oh wunder – in der Hauptpost abholen durfte…
Da stellte ich mir doch kurz die Frage, ob nur ich es so naheliegend fand, dass man sich einen Packstationszugang zulegt, gerade w e i l man in der Regel keine Päckchen annehmen kann.