Etwas überraschend wurde heute bekannt, dass Vemedio, das Entwickler-Studio hinter dem bekannten Podcast-Client Instacast pleite ist und die Pforten geschlossen hat: Die Webseite wurde offline geschaltet, der Twitter-Account auf privat gestellt. Während es für bisherige NutzerInnen etwas müßig sein wird, sich nun zwangsläufig einen neuen Client zu suchen, hat es für PodcasterInnen wahrscheinlich weitreichendere Folgen: Ich vermute, dass die monatlichen Flattr-Einnahmen für viele Formate stark einbrechen werden.
Flattr ist ein Micropayment-System, das wie ein Trinkgeld funktioniert. Flattr-NutzerInnen zahlen monatlich einen Betrag an Flattr (z.B. 2 Euro oder 5 Euro) und flattrn über den Monat beliebig viele Medien wie Podcast-Episoden, Blog-Artikel oder auch Tweets. Am Monatsende teilt Flattr den monatlichen Betrag durch die Anzahl der Flattrs und schreibt sie den entsprechenden Accounts gut.
Flattr hat sich nie so durchgesetzt, wie es vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Im Podcast-Bereich ist es jedoch bis heute recht verbreitet. Persönlich sammle ich pro Monat mit meinen Podcasts je nach Anzahl veröffentlichter Episoden durchschnittlich zwischen 20 und 40 Euro ein. Das ist nicht viel Geld, hilft aber, Equipment und Serverkosten zu finanzieren.
Mit Flattr gibt es zwei Probleme: Es ist in der Regel ein bewusster Vorgang, dass man unter einem Blog-Artikel oder einer Podcast-Episode auf “flattr” klicken muss. Dinge, die man aktiv tun muss, werden schnell vergessen. Und dann gibt es da auf dem iPhone noch das Problem, dass Apple es nicht gern sieht, wenn alternative Zahlungssysteme eingesetzt werden.
Instacast hat hier zwei Sachen richtig gemacht: Zum einen bot es eine automatische Flattr-Funktion an. Zum anderen lagerte es die Flattr-Logik in die Cloud aus (man verzeih mir die technisch vereinfachte Beschreibung), weswegen Apple sich nicht mehr gegen einen Bezahldienst auf dem iPhone stellen konnte. Instacast-Subscriber hatten einen Web-Login und konnten dort ihre automatischen Abonnements und Flattr-Einstellungen verwalten:
Instacast führte also dazu, dass viele Podcasts automatisch geflattrt wurden. Das hatte einen recht steten Flattr-Strom zur Folge. Was ändert sich nun, wenn Instacast wegbricht? Zunächst erst einmal nicht viel, denn es wird weiterhin Geld an Flattr bezahlt, dass Flattr-NutzerInnen monatlich verflattrn können. Jedoch müssen sie sich nun aktiv um die Verteilung bemühen. Dies wird wohl dazu führen, dass aus dem automatischen Vorgang ein bewusster wird. Es werden die “guten” Inhalte bevorzugt. Das ist durchaus berechtigt, verändert aber die Aussage, was ein Flattr ist. War ein automatisierter Flattr eine Art “Danke für Deine Mühen” wird er wieder zu einem “Hat mir gut gefallen!”. Ich fand den “Danke für Deine Mühen”-Ansatz charmanter, weil er unabhängig von Vorlieben für Stars und bekanntere Formate einfach stoisch das eigene Konsumverhalten abgebildet hat.
War Instacast überhaupt so verbreitet? Es war mit Sicherheit nicht der einzige Client mit “Auto-Flattr”. Jedoch war es der mit Abstand wichtigste Client mit dieser Funktion. Ich kann immerhin einen educated guess aus meinen Podcast-Statistiken liefern:
Zumindest in meinen Podcasts ist Instacast der drittstärkste Client. Im Gegensatz zu allen anderen Clients auf den ersten fünf Plätzen kann er automatisch flattrn. Bei anderen Podcast-Formaten sind die Verteilungen natürlich anders. Wer neugierig ist, kann hier einen Blick reinwerfen.
Das Wegbrechen von Instacast macht Flattr noch ein wenig uninteressanter, als es die letzten Jahre schon geworden ist. Ein weiterer Grund, sich vielleicht doch mal Patreon anzusehen, mit dem auch einige deutschsprachige Podcast-Formate schon Achtungserfolge eingefahren haben.
Trotz der Trauer noch einmal einen Dank an alle Flattr-NutzerInnen. Das schönste am geflattrt werden ist gar nicht der Geld-Betrag, sondern das Gefühl, dass jemand “Danke!” sagt.
@leitmedium So true. Warte ausserdem seit 6 Monaten darauf, dass Flattr wie versprochen aufs Konto abgebucht werden kann. It’s deeead.
@laburrini 🙁
@leitmedium gibt es so viele die durch Instacast mehr Einnahmen haben/hatten? Ich meine man sieht das ja bei Flattr nicht oder?
@macsnider Nein, das sieht man nicht. Ich gehe aber tatsächlich davon aus, dass das einen messbaren Einfluss hatte.
@macsnider wir werden ja sehen, wie es sich nach Abschalten der InstacastCloud verändert.
@leitmedium mir wäre generelles Feedback lieber. Steigende Downloads bei @NerdEmissionen aber keiner fühlt sich veranlasst was zu schreiben
@macsnider @NerdEmissionen Soll das nicht mit Podcat besser werden? Also Antwort direkt im Client?
@macsnider @NerdEmissionen Ist halt auch so ein Youtube-Vorteil: Antwort-Bereich direkt unterm Video…
@leitmedium ja ich hoffe das kommt bald @podcatApp ^^
@leitmedium bedeutet für mich momentan Mehraufwand. Der entweder Zeit oder Geld(Auphonic Time) kostet.
@macsnider Ja. Ist auch nur für Youtube Formate sinnvoll.
Wollte gerade den Artikel flattern, da muss ich mich erstmal im Browser wieder einloggen für flattr. Da merk ich dann, dass meine Funds seit 6 Wochen erschöpft sind. Flattr ist nicht einfach und automatisch genug und wird über kurz oder lang wieder verschwinden. Podcasts werden andere Wege finden und bleiben, da bin ich sicher.
@leitmedium ich habe bis jetzt immer bewusst geflattrt. Genau das aber während des Hörens in Instacast (via fav) zu machen war sehr bequem.
Ich habe tatsächlich erst durch die Benutzung von Instacast angefangen Podcasts bzw. auch generell zu flattern. Dieses bequeme Auto-flattern war für mich tatsächlich das Kernfeature von Instacast.
Ich finde bei Flattr tatsächlich beides wichtig – also “danke” sagen und mit der “Microbezahlung” dazu beizutragen, dass das Angebot am Leben bleibt.
Wahrscheinlich werde ich nun dazu übergehen die jenigen Podcasts, die ich regelmäßig höre bei Flattr zu abonnieren…
Ich supporte auch sehr wenige Dinge bei Patreon, aber irgendwie wäre mir dann wieder ein einziger Dienst mit dem Podcasts unzerstützen kann lieber.
Darüber hinaus ist es für das Vemedio Team unheimlich schade und bedauerlich, dass sie trotz der Popularität und Verbreitung von Instacast nicht davon leben können.
Verdammt! Instacast ist ein super Player. Will den weiter verwenden! @leitmedium @funkenstrahlen
@Stefan: Same here. Irgendwie hat Flattr vergessen, dass ich einen PayPal-Account hab (oder haben die sich verkracht?) und ich kann jetzt jedes Mal meine Kreditkartennummer eintippen.
Dass die Anmeldetoken von Flattr schneller verschwinden als man Google eingibt ist auch lästig.
Ansonsten ist das so ein toller Grundgedanke.
@leitmedium pinch to zoom verträgt sich noch nicht so richtig…, bekannt?
@heinemannp blöd. dabei geht das mobil eigentlich gut