Im Deutschlandfunk wurde vor kurzem das spannende Feature »Der Überwacher in uns« ausgestrahlt, das jetzt komplett online nachles- und -hörbar ist . In einem Experiment wurde eine Zielperson (nach Absprache) auf verschiedenen Wegen ausspioniert: Von einer Wanze über Gespräche mit Experten bis hin zu einer Observation mit einem Privatdetektiv.
Besonders interessant fand ich die Expertengespräche. Sie wirken teils präzise und teils wahllos in ihren Aussagen und zeigen, wie schnell Experten kategorisierende Schlüsse ziehen. Für mich war das Feature damit weniger eine Sendung über persönlichen Voyeurismus, als vielmehr über potentielle Fehlurteile bei der Anwendung geheimdienstlicher Methoden. Da passte recht gut, wie der observierende Privatdetektiv immer wieder darauf hinwies, man dürfe keine Annahmen über die Person machen, um dann am Ende doch zu spekulieren, wie der Abend in der Bar noch ausgehen könnte. In diesem Sinne auch spannend ist die Gefühlsbeschreibung der “Spionin”, die erklärt, wie sie in einer Art Allmachtsphantasie Lust auf immer mehr Überwachung bekam. Vielleicht nicht die schlechteste Erzählung in Hinblick auf die aktuelle Geheimdienst-Debatte.