Nachdem Justizminister Heiko Maas (SPD) erst kürzlich Google mit der Zerschlagung gedroht hat, fordert er nun eine Offenlegung des Such- bzw- Sortierungsalgorithmus der Suchmaschine. Diese Forderung klingt zunächst, als stünde sie im Interesse der Verbraucher, denn Transparenz ist ja gut. Dass dem nicht so ist, hat Jürgen Geuter schon vor über einem Jahr dargelegt: Ein transparenter Suchalgorithmus wird das unsympathische und schädliche Wettrüsten der SEO-Spezialisten noch weiter steigern. Der jetzige Status Quo des Wir-wissen-nicht-genau-wie-es-funktioniert ist nicht schön, aber wohl der bessere Kompromiss, bevor eine hochoptimierte Suchmaschinen-Spamwelle das Netz erschüttert.
Was hingegen transparenter sein sollte, ist die Personalisierung. Das Personalisieren von Suchergebnissen ist eine durchaus positive Eigenschaft, da sie die Transaktionskosten bei einer Suche erheblich senken können. Auch dies hat Geuter ausführlicher dargelegt. Wenn mir eine Suchmaschine Ergebnisse personalisiert, möchte ich aber gern genauer nachvollziehen können, warum sie Ergebnisse wie sortiert und ggfls. darauf Einfluss nehmen können. Bei Amazon kann man sich bereits teilweise erklären lassen, warum Produkte empfohlen werden und die Entscheidungsgrundlage (z.b. angesehene oder gekaufte Produkte) entfernen oder diese Ergebnisse zukünfig ausblenden lassen. Dies ist für Suchmaschinen sicher komplizierter zu vermitteln, aber es würde mein Vertrauen stärken und gepaart mit der Möglichkeit einfach auf vollständig unpersonalisierte Ergebnisse zu wechseln einen deutlichen Mehrwert bieten.
Und übrigens, Googles PageRank-Algorithmus ist bereits in Teilen öffentlich. Viel Spaß beim Verstehen:
https://twitter.com/hakantee/status/511788165385158656
Könnt ihr euch bitte mal entscheiden, ob ihr nun Geheimnis oder Transparenz (Post-Privacy) für Alle fordert? Die wirtschaftsliberale Zielrichtung (“Transaktionskosten”) der Forderung wird sonst zu offensichtlich und ihr verwirrt die Menschen mit dieser Dialektik.
Zur Zeit sieht es nämlich so aus, als ob ihr für die Wirtschaft das Privileg von “Geschäftsgeheimnissen” einfordert, obwohl Geuter das in seinen bekannten Argumentationsstil zunächst bestreitet, während alle anderen sich vor den Konzernen gefälligst nackig machen sollen.
PS: Nach welchen Kriterien wird hier eigentlich moderiert?
Post-Privacy ist keine Forderung an Menschen, sich der Öffentlichkeit zu zeigen. Dies ist eine Zuschreibung, die gemacht wird, aber faktisch falsch ist. Das ist bedauerlich, weil sie die Debatte erschwert, aber so ist es nunmal. Jeder kann von mir aus seine Privatsphäre – was immer er darunter versteht – in seiner Weise ausgestalten. Und wenn es das Riseup VPN ist. Ob das langfristig funktioniert und welche Vor- und Nachteile das hat, ist eine andere Frage – und da beginnt die Post-Privacy-Diskussion.
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